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Startvorbereitungen einer Mars-69 Sonde
Unter großem Druck der politischen Führung der Sowjetunion machten sowjetische Techniker und Wissenschaftler im März/April 1969 zwei Trägerraketen Proton-​K 8K82 K mit Block-​D 11S824  Fluchtstufe startklar. Beide sollten jeweils eine Sonde des neuen Typs M-​69  zum Mars starten. Die Entwicklung des neuen Sondenmodells, das sowohl einen künstlichen Marssatelliten als auch einen Lander beinhalten sollte, war erst im Sommer 1967 aufgenommen worden, nachdem mit dem Start von Venera 4 die Arbeiten an der V-​67  Sondengeneration abgeschlossen waren. Um in dem engen Zeitrahmen das Projekt M-​69 realisieren zu können, griff man im OKB-​301  (OKB Lawotschkin) auf auf die Antriebssektion der schweren Luna Sonden zum Transport des Lunochod zurück. Doch Ende 1967 wurde zunehmend deutlich, daß diese keine geeignete Grundlage für die geplante Marsmission sein konnte. In kürzester Zeit entstand ein neuer Entwurf. Für die damalige Zeit waren die M-​69  Sonden ungemein komplex. Antriebs-​, Orientierungs-​, Navigations– und Kommandosystem verkörperten den letzten Stand der sowjetischen Technologie und waren in vielen Fällen noch kaum erprobt. Dazu kam eine sehr umfangreiche wissenschaftliche Ausrüstung mit einer Gesamtmasse von knapp 100 kg, wovon 15 kg auf den Lander entfielen. Am 31.12.1968 wurden die letzten der Instrumente an das Lawotschkin Konstruktionsbüro zur Integration in die Sonden übergeben. Mitten in den Startvorbereitungen kam es im Februar 1969 zum Fehlstart der ersten N1-​L3 11A52  Rakete in Baikonur. Danach gab es kaum noch ein unzerstörtes Fenster in Baikonur, so gewaltig war die Explosion der riesigen Rakete gewesen. Bei Außentemperaturen von –30° C arbeiteten die Techniker nun in eiskalten Werkhallen und schliefen in ebenso kalten Hotelzimmern, während sie darum kämpften, die beiden Sonden rechtzeitig startklar zu bekommen. Bei einem Erfolg des Programms hätte die Sowjetunion für sich reklamieren können, als erste Nation einen Satelliten im Marsorbit stationiert zu haben. Angesichts der US-​Fortschritte im Apollo Programm erschien den sowjetischen Politikern ein derartiger Propagandaerfolg dringend geraten. Doch es sollte anders kommen. Die erste der beiden Mars Sonden erreichte am 27.03.1969 nicht einmal die Parkbahn um die Erde, da nach einem Turbinenlagerschaden das Drittstufentriebwerk der Trägerrakete 438,14 s (laut anderen Quellen 438,46 s oder 438,66 s) nach dem Start notabgeschaltet wurde bzw. explodierte (andere Quellen sprechen von einem erneuten strukturellen Versagen der neuen Nutzlastverkleidung). Die Trümmer der Endstufe mit der Sonde stürzten in der Altai Region ab. Und eine Woche später explodierte auch noch die nächste Proton mit der anderen Sonde.