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Vanguard I in seiner Nutzlastverkleidung
Aufsetzen des Vanguard Satelliten auf die Endstufe

Unter dem Druck der sowjetischen Raumfahrterfolge und wohl auch angesichts der Konkurrenz durch das Army-​Team mit seiner Redstone Rakete unternahm die US Navy am 06.12.1957 den ersten Versuch, einen Vanguard-​Satelliten zu starten. Der Start war nach endlosen Verzögerungen, die sich hauptsächlich aus Problemen mit der Standfestigkeit der neuen Aluminium-​Brennkammer der Vanguard-​Zweitstufe ergaben, ursprünglich für den 04.12.1957 angesetzt worden. Eigentlich sollte der Flug nur der Qualifikation aller drei Stufen der Rakete dienen. Doch die amerikanische Öffentlichkeit erwartete einen Satellitenstart. Daher wurde beschlossen, einen einfachen Testsatelliten mitzuführen. Dieser war kugelförmig bei 0,15 m Durchmesser und nur 1,54 kg Gewicht. Ungünstige Wetterbedingungen und kleinere technische Probleme, wie ein eingefrorenes Ventil, führten am 04.12.1957 zunächst zu einem Abbruch des seit 18 Stunden laufenden Countdowns. Doch bereits am nächsten Tag wurde der Countdown erneut aufgenommen. Um 16:45 UTC am 06.12.1957 zündete das Triebwerk der Vanguard Rakete. Nur 1 s später stürzte TV-​3 aus wenig mehr als 1 m Höhe zurück auf die Startplattform und ging nach einer Serie von Explosionen in Flammen auf. Während noch die Löscharbeiten liefen, registrierte man erstaunt, daß auf der Frequenz des Vanguard-​Satelliten Funksignale aufgefangen wurden. Wie sich zeigte, war der Nasenkonus mit dem Satelliten bei der Explosionsserie aus dem unmittelbaren Zerstörungsbereich weggeschleudert worden, wobei sich der solarzellenbetriebene Sender aktivierte. Der Fehlstart wurde nach den Erfolgen der Sowjetunion von der Offentlichkeit als neuerliche Demütigung empfunden. Die Aktienkurse der Glenn L. Martin Co., des Herstellers der Vanguard-​Rakete, fielen an der Börse ins Bodenlose. Der Handel mußte zeitweise ausgesetzt werden. Für die Techniker kam der Fehlstart dagegen nicht so unerwartet. So hatte George S. Trimble jr., Vize-​Präsident der Martin Company, noch vor dem Start erklärt, drei Fehlstarts bei einer Serie von sieben Starts seien als normal anzusehen. Doch die Öffentlichkeit hatte einfach einen Erfolg erwartet. Die Ursache des Fehlstart konnte übrigens trotz einer Fülle von Telemetriedaten und Filmaufnahmen nicht eindeutig geklärt werden. Die Experten von GLM vermuteten einen fehlerhaften Triebwerksstart. Demnach lag der Einspritzdruck zu niedrig, so daß es zu einem Rückschlag brennenden Kerosins durch das Treibstoffsystems kam. Dagegen gingen die Techniker des Triebwerksherstellers General Electric von einer beschädigten Treibstoffleitung aus. Sie reklamierten, daß Techniker der Startcrew die Leitungen als „Leitern“ benutzt hätten. Trotz des Fehlschlages wurden schon bald danach die Vorbereitungen für den nächsten Startversuch aufgenommen. Doch das Vertrauen in das Vanguard Projekt hatte gelitten. Jetzt mußte unbedingt ein Erfolg her. Auch wenn den kurzfristig nur das US Army Team um Wernher von Braun zu liefern versprach.