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Redstone RS-44 mit Explorer IV
Schnittzeichnung von Explorer IV
Operation „Argus“ (1958) Atmospheric Nuclear Tests

Eine Juno I mit verstärkter Viertstufe (veränderte Treibstoffmischung) beförderte am 26.07.1958 den Meßsatelliten Explorer IV auf eine exzentrische Umlaufbahn. Die Nutzlast des Satelliten ging im wesentlichen auf Dr. James A. Van Allen zurück und diente primär der Untersuchung der Intensität und Richtungsabhängigkeit der primären Ultrastrahlung. Die Ergebnisse der Strahlungsmessungen von Explorer I und Explorer III waren für die Experten zunächst ziemlich verwirrend gewesen. Eine Deutung ging dahin, daß die Strahlungswerte die Obergrenze des Meßbereichs der Instrumente überschritten, was zu dem abrupten Einbruch der gemessenen Strahlung auf Null führte. Daher wurde Explorer IV mit je zwei Geiger– und zwei Szintillationszählern ausgerüstet, wobei einer der Geigerzähler eine Abschirmung aus Blei erhielt, auf ein Bandgerät mußte dagegen aus Gewichtsgründen verzichtet werden. So ließ sich aber noch die 1.500-fache Strahlungsdosis der vorangegangenen Missionen messen. Dank der gewählten exzentrischen Umlaufbahn mit 50° Bahnneigung konnten unabhängige Meßergebnisse zu den beiden anderen Explorer-​Missionen gewonnen werden. Allerdings litten die Messungen unter einer unerwartet starken Taumelbewegung des Satelliten. Dennoch bestätigten sie sowohl die hohe Intensität als auch die Struktur der Strahlungsgürtel. Damit hatte der Satellit seine erste Aufgabe erfüllt. Zwischen dem 27.08.1958 und dem 06.09.1958 starteten von dem Raketenschiff USS „Norton Sound“ im Südatlantik innerhalb des streng geheimen Programms „Argus“ drei Lockheed X-​17 A Raketen mit je einer nuklearen Ladung W-​25  von 1,7 kT Sprengkraft. Diese wurden in 200 bis 480 km Höhe gezündet. Mit den Instrumenten von Explorer IV konnten dann Daten gewonnen werden, die eine Theorie des Physikers Dr. Constantine Christofilos von der University of California bestätigten. Danach werden Elektronen, die beispielsweise bei der Explosion einer Atombombe in der Hochatmosphäre freigesetzt werden, vom Magnetfeld der Erde eingefangen. Am 03.11.1958 erhielt US-​Präsident Dwight D. Eisenhower einen streng geheimen Bericht zu den Ergebnissen des Projekts „Argus“. Daraus ergab sich, daß die Röntgenstrahlen von in großer Höhe gezündeten Atombomben die Sprengköpfe anfliegender Raketen durchdringen und deren Kontrollsysteme stören konnten, während hochenergetische Elektronen und Strahlung den Funkverkehr störten. Entsprechend empfahlen die Militärs, die Erkenntnisse einerseits beim Schutz eigener Systeme und andererseits als neue Form nuklearer Kriegsführung einzusetzen.
Am 03.09.1958 waren bereits einer der Sender und ein Szintillations-​Detektor an Bord von Explorer IV ausgefallen. Weitere Instrumente versagten am 19.09.1958, bevor am 05.10.1958 auch der zweite Sender ausfiel. Doch seine (geheime) Mission hatte der Satellit da schon erfüllt. Tatsächlich vergingen sechs Monate, bevor Informationen zu der Mission veröffentlicht wurden, die die Task Force 88 im Südatlantik erfüllt hatte. Und die brisanten wissenschaftlichen Ergebnisse blieben teilweise noch Jahrzehnte unter Verschluß.