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Start von Pioneer I
Pioneer 1 kommt dem Mond näher (British Pathé, 1958)
Mondsonde Pioneer I

Der erste Start unter formeller Federführung der neu gegründeten NASA erfolgte am 11.10.1958 mit einer dreistufigen Thor-​DM18 Able-​1  von Cape Canaveral. An der Spitze der Rakete befand sich die zweite Pioneer Raumsonde. Das ursprünglich von der USAF unter dem Namen „Mona“ initiierte Programm war an die NASA übergeben worden, um dem zivilen Raumfahrtprogramm endlich etwas Auftrieb zu geben. Der Start von Pioneer I (Projekt „Bravo“) war eigentlich bereits für den 13./14.09.1958 geplant gewesen. Man wollte der Sowjetunion unbedingt zuvorkommen, obwohl man nur annehmen konnte, daß man dort ebenfalls die Idee verfolgte, als nächstes Ziel eine Sonde zum Mond zu bringen. Der gesteckte Termin konnte aber trotz aller Anstrengungen nicht gehalten werden. Am 11.10.1958 um 08:42 UTC hob die Rakete schließlich von Cape Canaveral ab und zunächst sah alles nach einer erfolgreichen Mission aus. Bahnvermessungen zeigten dann aber, daß die Sonde nicht einmal den Nahbereich des Mondes erreichen würde. Bei Brennschluß der dritten Stufe war die Rakete um die Nick– und Gierachse um jeweils etwa 15° vom Kurs abgewichen und rund 150 ms–1  zu langsam, um dem Erdschwerefeld zu entweichen. Zudem hatten inkorrekte Meßdaten eines Beschleunigungssensors den Brennschluß der Zweitstufe 10 Sekunden zu früh ausgelöst. Die Sonde stürzte daher aus etwa 113.810 km (nach anderen Quellen 115.400 oder 126.740 km) Entfernung zur Erde zurück und verglühte nach 42:17 h (lt. anderen Quellen 43:17 h) über dem Südpazifik. Auch der Versuch, durch Zündung des Bremstriebwerks eine Erdumlaufbahn zwischen 30.000 und 125.000 km zu erreichen, mißlang wegen zu stark abgekühlter Batterien. Ausgelegt für einen sicheren Betrieb bei 4 °C leisteten diese bei den effektiv nur noch 2 °C, die aus der relativ zur Sonne ungünstigeren Bahn resultierten, nicht mehr genug, um den Zündkreis zu schließen. Immerhin konnten ausgezeichnete Meßergebnisse zur Ausdehnung der irdischen Strahlungsgürtel, zur Verteilung der Mikrometeoriten und zum Magnetfeld gewonnen werden. Das eigentliche Ziel der Mission war wieder nicht erreicht worden, aber es war ein „magnificent failure“. Die Untersuchung des Fehlstarts ergab, daß ungleichmäßige Strömungsverhältnisse bei der Trennung der dritten von der zweiten Stufe zu der unerwarteten Bahnstörung geführt hatten. Bereits zuvor beobachtete Abweichungen von der idealen Bahn hatten weit innerhalb der tolerablen Grenzen gelegen und bestätigten die außerordentliche Qualität des Autopiloten. Die nächste Rakete erhielt daher neben anderen Modifikationen kleine Retrotriebwerke an der Zweitstufe für eine saubere Stufentrennung vor der Zündung der Drittstufe. Bisher war deren ABL X-​248  Triebwerk direkt gezündet worden und sollte selbst die Stufentrennung besorgen. Bei der Untersuchung der beobachteten Defizite des Starts wurde festgestellt, daß der bei dem vorzeitigen Brennschluß in der Able Zweitstufe verbliebene Resttreibstoff sehr wahrscheinlich ausgereicht hätte, die Kursabweichung zu kompensieren und Pioneer I tatsächlich in Mondnähe zu bringen.