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Startvorbereitungen für Discoverer II
Mit dem am 13.04.1959 mit einer Thor-​DM18 Agena-​A von der Vandenberg AFB gestarteten Discoverer II wurde erstmals der Versuch unternommen, eine Satellitenkapsel aus der Umlaufbahn zurückzuführen. Da der Trennungsmechanismus nicht korrekt funktionierte, löste nach 17 Erdumläufen am 14.04.1959 die programmierte Zwangstrennung aus. Dies erfolgte jedoch aufgrund eines Programmierfehlers über der falschen Erdhalbkugel. Somit ging die Kapsel nicht wie vorgesehen im Seegebiet von Hawaii nieder, sondern vermutlich bei oder auf Spitzbergen. Obwohl es hierzu nie eine Bestätigung gab, nahm die CIA an, daß sowjetische Experten die Kapsel oder ihre Überreste bergen konnten. Wenn auch damit potentiell streng geheime Technik in sowjetische Hände gefallen sein konnte, hielt sich die Besorgnis darüber in Grenzen. Erstens schien die Bergung durch sowjetische Experten sehr unwahrscheinlich und zweitens enthielt die Kapsel nur „mechanische Mäuse“ sowie Datenaufzeichnungsgeräte, die biomedizinisch relevante Daten sammeln sollten. Trotzdem erhielt die USAF am 16.04.1959 von der norwegischen Regierung die Erlaubnis, eine Suchaktion zu beginnen. Was folgte, war die größte luftgestützte Suchaktion seit dem Verschwinden des Luftschiffs „Italia“ im Mai 1928. Die USAF stationierte mehrere Douglas C-​54  „Skymaster“ und C-​118  „Liftmaster“ auf dem norwegischen Festland, außerdem ein Grumman SA-​16  „Albatross“ Amphibium. Mehrere Lockheed C-​130 A „Hercules“ flogen ab dem folgenden Tag Personal und Material, darunter zwei Bell 47 Leichthubschrauber, zu einer provisorischen Piste nahe Longyearbyen. Bis zum 23.04.1959 suchten Flugzeuge und Hubschrauber die Region um Spitzbergen ab — ohne Ergebnis. Später verlautete allerdings, daß die Kapsel wohl doch von sowjetischen Agenten geborgen worden war. Das würde jedenfalls erklären, warum die ausgeschickten US-​Experten keine Spur von ihr entdecken konnten, obwohl es Augenzeugenberichte von ihrer Landung gab. Andererseits war die Befragung möglicher Augenzeugen der Kapsellandung so ungeschickt erfolgt, daß diesen praktisch alle Details des Vorgangs in den Mund gelegt worden waren. Verwertbare Aussagen konnten so nicht gewonnen werden. In jedem Fall darf bezweifelt werden, daß die Sowjetunion wesentliche neue Erkenntnisse aus einer möglichen Bergung der Kapsel ziehen konnte. Und die wissenschaftlich-​technologische Ausstattung der Kapsel stützte sogar noch die Cover-​Story vom Discoverer Projekt als Forschungsprogramm. Neben dem (mißlungenen) Versuch der Kapselrückführung war an dieser Mission aus technischer Sicht die erstmalige 3-​Achsen-​Stabilisierung eines Satelliten bedeutsam. Eines von vielen zu lösenden Problemen des CORONA Projekts.