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die haarfeinen Nadeln des „West Ford“ Experiments
Der am 21.10.1961 mit einer Atlas-​LV3 Agena-​B von der Vandenberg AFB gestartete MIDAS IV enttäuschte die Projektverantwortlichen. Bereits beim Aufstieg versagte nach 185 s die Rollkontrolle der Atlas Rakete. Nach der Stufentrennung versuchte die Agena Stufe die unkontrollierten Rollbewegungen zu kompensieren, wobei rasch der gesamte Druckgasvorrat aufgebraucht war. Die Lageabweichungen führten dazu, daß nach dem vierten Erdumlauf ein Sonnensensor die Orientierung verlor und fortan die Solarzellenflächen nicht mehr korrekt ausgerichtet werden konnten. Dadurch überstieg der Verbrauch die Menge an generierter elektrischer Energie. Nach 56 Erdumläufen brach der Kontakt zu MIDAS IV dann endgültig ab, ohne daß die IR-​Signatur einer startenden Rakete hätte gewonnen werden können (allerdings gibt es auch davon abweichende zeitgenössische Berichte, wonach im Rahmen eines Testprogramms 90 s nach deren Start am 24.10.1961 eine Titan-​I Rakete geortet werden konnte). Als zusätzliche Nutzlast führte der Satellit das „Project West Ford“ des Lincoln Laboratory am MIT mit. Dabei handelte es sich um 350 Mio. haarfeiner Kupferdipole, die, in der Umlaufbahn ausgestoßen, einen Reflektorgürtel für Funksignale bilden sollten. Geplant war, auf diese Weise im Kriegsfall kurzfristig ein weltweites Kommunikationssystem aufzubauen. Die Nadeln wurden in Bündeln von einem rotierenden Aussetzmechanismus ausgestoßen. Sie waren in Naphthalin eingebettet, welches im Raum verdampfen und die einzelnen Dipole freisetzen sollte. Erwartet wurde, daß die Nadeln nach drei Wochen ein geschlossenes Band bilden würden. Einige Monate nach dem Start ging man von einem 8 km breiten und 40 km tiefen Reflektorgürtel aus. Stattdessen blieben die Kupfernadeln aber in Klumpen beisammen. Der Versuch konnte später erfolgreich mit einem anderen Satelliten wiederholt werden. Der Siegeszug der Nachrichtensatelliten und moderner Kommunikationstechnik hatte zu diesem Zeitpunkt die Ideen des „Project West Ford“ aber bereits überholt.
An Bord der Agena Stufe war ein sekundäres Experiment namens HEPDEX 2 untergebracht. Bei insgesamt drei Missionen an Bord von MIDAS Satelliten sollten mit dem High Energy Proton Detection Experiment Strahlungsmessungen innerhalb der Van-​Allen-​Strahlungsgürtel unternommen werden. Auch die Daten von HEPDEX fielen wohl den Stabilisierungsproblemen der Agena zum Opfer.