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Aufrichten der Thor-SLV2 Agena-B für die Discoverer XXXVIII Mission
Der am 27.02.1962 mit einer Thor-​SLV2 Agena-​B von Vandenberg gestartete Discoverer XXXVIII war einer der letzten, wenn nicht gar der letzte, Aufklärungssatellit des CORONA Programms, der unter der Bezeichnung „Discoverer“ seine Bahn erreichte. Ende 1961 ließ sich nach Ansicht der Geheimdienstexperten die Cover-​Story vom wissenschaftlich-​technischen „Discoverer“ Programm nicht länger aufrechterhalten. Fortan wurden die Starts nur noch als „Department of Defense Satellite“ gemeldet. Dennoch findet sich selbst in internen Dokumenten des NRO wiederholt die Bezeichnung Discoverer XXXIX. Und die Presse identifizierte ungeachtet der Informationssperre des Militärs die folgenden Missionen vereinzelt noch immer als „Disvoverer“. An Bord von Discoverer XXXVIII befand sich erstmals das neue MURAL Doppelkamerasystem KeyHole KH-​4 , das nun auch die Erzeugung von Stereobildern ermöglichte. Am 03.03.1962 wurde nach 65 Orbits die Kapsel mit den Aufklärungsergebnissen ausgestoßen und konnte noch in der Luft abgefangen werden. Dabei wurde eine ungewöhnliche Anomalie beobachtet. Die Abtrennung des Hitzeschildes von der Kapsel hatte nämlich versagt und so wurde dieser ebenfalls geborgen. Alles in allem verlief die erste Erprobung des Stereokamera-​Konzepts erfolgreich. Eine zusätzliche Indexkamera für Übersichtsaufnahmen hatte jedoch nicht die erwarteten Ergebnisse geliefert. Die Analyse der aufgetretenen Probleme ergab, daß das Durchfluten der Nutzlastsektion mit Stickstoff während des Countdowns zu einem Austrocknen des Films geführt hatte. Daraus resultierte eine unerwartete Schwergängigkeit des Filmtransportmechanismus. Als sekundäre Nutzlast hatte man bei dieser Mission ein AURORA Experimentenpaket in der Agena-​Stufe untergebracht. Ein erster Startversuch damit war am 31.01.1962 gescheitert. Nun aber lieferte das von den Lockheed Palo Alto Research Labs entwickelte LPARL Aurora 1962 b Paket aus elf konstruktiv unterschiedlichen Teilchendetektoren, einem abtastenden Photometer und einer Funkbake tatsächlich die erhofften wissenschaftlichen Daten aus der Ionosphäre. Zwar war die primäre Telemetrie des Satelliten ausgefallen, doch für zwölf Orbits konnten über das sekundäre System begrenzte Datenmengen abgerufen werden. Bereits diese waren bedeutsam genug für erste wissenschaftliche Veröffentlichungen. Absoluter Geheimhaltung unterlag dagegen die WILD BILL I (gelegentlich auch nur WILD BILL) Nutzlast, die im Rahmen des AFTRACK Programms auf der Agena flog. Exklusive Aufgabe der am Stanford University Electronics Lab (SEL) entwickelten WILD BILL Elektronikpakete war die Suche nach Signalen der auffälligen Radaranlage (und möglicher baugleicher Systeme), die Fotoaufklärungssatelliten in Sary-​Schagan entdeckt hatten. Korrekt hatte man sie als Teil des sowjetischen Raketenabwehrsystems identifiziert. Das experimentelle TsSO-​P Radar war dort 1961 in die Erprobung gegangen, während 1962 die Konstruktionsarbeiten am deutlich leistungsfähigeren Nachfolgemodell „Dnestr“ (NATO Codename HEN HOUSE) aufgenommen wurden. Während der zwei Orbits im Laufe von vier Tagen, die die WILD BILL I Nutzlast aktiv war, konnten aber keine Erkenntnisse gewonnen werden.