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Vorbereitung der Atlas-​LV3 Agena-​B (Atlas-112D)
Mit einer Atlas-​LV3 Agena-​B startete die USAF am 07.03.1962 von Vandenberg einen weiteren geheimen Aufklärungssatelliten, dessen Typenbezeichnung erst Jahre später nach Lockerung der Geheimhaltung bekannt wurde. SAMOS VI (auch SAMOS E-​5 F3) gehörte zu der Variante der SAMOS Satelliten mit Rückführung von Kamera und Filmen in einer Kapsel (Project 101 B). Nach einer Serie von technisch bedingten Startverschiebungen und mehreren abgebrochenen Countdowns gelang schließlich der Einschuß des Satelliten auf eine brauchbare Bahn. Während der ersten dreizehn Erdumläufe verlief die Mission auch nach Plan. Dann sendete die Bodenstation in New Hampshire irrtümlich die Befehlssequenz für die Kapselrückführung. Die Agena orientierte sich daraufhin auch korrekt, doch die Kapsel wurde nicht ausgestoßen. Dafür verbrauchte die Agena auch noch unaufhaltsam den knappen Lageregelungstreibstoff, weil, vermutlich wegen eines Verkabelungsfehlers, die Agena nicht vom Aufstiegs– in den Orbitmodus umschaltete. Während des siebzehnten Orbits sollte nochmals der Versuch unternommen werden, die Kapsel zu bergen. Doch wieder verdarb ein Mißgeschick in einer der Bodenstationen dieses Unterfangen. Nach einundzwanzig Erdumläufen war der Treibstoffvorrat der Agena aufgebraucht. Jetzt konnte man nur noch hoffen, das Kommando zur Rückführung zu übermitteln, während sich die Agena gerade annähernd in der richtigen räumlichen Lage befand. Wie nicht anders zu erwarten, scheiterte auch dieser Versuch während Orbit dreiunddreißig und die Kapsel strandete, wie schon bei ähnlichen Gelegenheiten zuvor, auf einem höheren Orbit. Erst im Juli 1963 hatte sich die Bahn auf natürlichem Wege soweit abgesenkt, daß der Wiedereintritt unmittelbar bevorstand. Zwar ergaben Berechnungen, daß die Kapsel wohl im Arabischen Meer niedergehen würde. Da aber nach so langer Zeit nicht mehr zu erwarten war, daß die Fallschirme auslösten, unternahm man keinen Versuch, die Kapsel aufzufinden. Das E-​5  Programm war bereits im Dezember 1962 eingestellt worden. Vier noch vorhandene Kamerasysteme wurden zunächst eingelagert und später an Bord von KH-​6  LANYARD Satelliten mit mäßigem Erfolg erprobt. Als sekundäre Nutzlast flog bei dieser Mission ein Experiment unter dem Codenamen S.T. LOW. Auch nach der teilweisen Aufhebung der Geheimhaltung bei der Mehrzahl der frühen ELINT/SIGINT Nutzlasten des AFTRACK Programms wurden zu den zwei bekannten S.T. LOW Subsatelliten keine Informationen veröffentlicht. Scheinbar gibt es aber einen Bezug zum SOCTOP Programm (das Aktivitäten sowjetischer Radar– und/oder ABM-​Systeme erkennen sollte), denn einige Dokumente führen die Nutzlast auch hierunter auf. Bei dieser Mission wurde als überwachter Frequenzbereich 100 MHz bis 1 GHz angegeben. Das „Vulnerability Reflector“ Experiment lief vom 07. bis. 08.03.1962.