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Transit-O Satellit

Das nach offizieller Lesart erste operationelle Exemplar eines Transit Navigationssatelliten erreichte am 06.10.1964 seine Umlaufbahn. An diesem Tag startete von der Vandenberg AFB eine Thor-​DSV2 A Able-​Star mit den Satelliten Transit O-​1  (auch Transit 5 B-​4  bzw. NNS 30010) sowie DragSphere 1 und DragSphere 2 (gelegentlich auch CalSphere 1 und CalSphere 2 oder CalSphere 2 und CalSphere 3 genannt). Mit verblüffender Präzision (zwischen Perigäum und Apogäum lagen bei Transit nur rund 30 km) wurden die Nutzlasten auf einer 1.000 km Kreisbahn ausgesetzt. Dabei waren gerade frühe Starts des ähnlichen Ostküstenmodells Thor-​DM21 Able-​Star von teils extremen Abweichungen bei den erreichten Umlaufbahnen gekennzeichnet gewesen. Die Bezeichnung Transit O-​1  leitete sich von „Oscar“ ab, was im Buchstabieralphabet für „O“ = operationell steht. Die Satelliten der O-​Serie sollten nach ursprünglichen Plänen von der Naval Avionics Facility in Indianapolis (NAFI) gebaut werden. Doch die Qualität der dort gefertigten Satelliten erwies sich als zu schlecht. Transit O-​1  und O-​2  fielen bereits nach wenigen Tagen aus, die anderen arbeiteten nur wenige Wochen. So übernahm das APL der Johns Hopkins University, an dem bereits die Prototypen gebaut worden waren, zunächst die Aufarbeitung der von der NAFI gebauten Exemplare O-​4  und O-​6 , sowie O-​9  bis O-​10 . Weitere sieben Exemplare entstanden komplett beim APL, bis letztlich die industrielle Fertigung bei der RCA aufgenommen werden konnte.
Die kleinen Sub-​Nutzlasten unterschieden sich in ihrer Masse, eine wog 1 kg, die andere 10 kg. Sie dienten primär als Kalibrierungsziele für Radaranlagen, lieferten aber auch interessante Daten zur atmosphärischen Dichte in 1.000 km Höhe. Die US Navy als Betreiber des Space Surveillance System (NAVSPASUR) suchte seit Jahren nach geeigneten Kalibrierungszielen für ihre Radarinstallationen. Ballonsatelliten hatten sich als ungeeignet erwiesen, da sie schon nach kürzester Zeit nicht mehr die gewünschte ideale Kugelform aufwiesen. Kalkulationen hatten ergeben, daß das optimale Zielobjekt einen Durchmesser von mindestens drei Metern aufweisen sollte und massiv ausgeführt werden mußte, um Verformungen vorzubeugen. Als sich die Mitfluggelegenheit beim Start von Transit 5 B-​4 ergab, beschränkten die verfügbare Nutzlastkapzität und das freie Nutzlastvolumen der Rakete allerdings beträchtlich den Durchmesser der Kalibrierungsziele. Auch war die Bahnhöhe nicht optimal. Dennoch ließ man sich die Gelegenheit nicht entgehen. Schließlich flogen zwei Kugeln von lediglich knap 0,36 m Durchmesser. Beide wurden aus zwei miteinander verschweißten Aluminiumhalbkugeln gefertigt, die anschließend auf Hochglanz poliert worden waren. Um die angestrebte unterschiedliche Masse zur erzielen, erhielt eine der Kugeln einen Einsatz aus Blei. Um vergleichbare Ausgangsbahnen zu erzielen, wurden beide Satelliten zunächst gemeinsam auf einer Trägerstruktur ausgesetzt und dann mit einer präzise definierten Federkraft ausgestoßen. Letzteres geschah allerdings unerwartet erst mit mehrstündiger Verzögerung. Eine Bahnverfolgung erwies sich als schwierig, da die auf 108 MHz operierenden Radargeräte an der absoluten Grenze ihrer Leistungsfähigkeit operieren mußten, um die kleinen Objekte aufzufassen. Als Objekte zur Radarkalibrierung erwiesen sich die Satelliten somit als ungeeignet. Mit der Einführung modernerer Systeme verbesserte sich aber die Situation. Dennoch konnten auch 1964/65 schon ausreichend Daten gewonnen werden, die das unterschiedliche schnelle Absinken der Bahnhöhe beider Satelliten dokumentierten.