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Multi Research Payload Vehicle
Der Start eines militärischen Forschungssatelliten zur Untersuchung der natürlichen, vor allem aber der künstlich bei Atomtests erzeugten, Strahlungsgürtel der Erde, scheiterte am 02.09.1965. Tags zuvor war der Countdown bei T-​1 s abgebrochen worden, als eine defekte Komponente im Steuerungssystem des Erststufentriebwerks der Thor-​SLV2 Agena-​D entdeckt worden war. Nun war der eigentliche Start zwar fehlerfrei gelungen. Doch schon kurze Zeit nach dem Abheben von der Vandenberg AFB geriet die Aufstiegsbahn der Rakete zu weit gen Osten (nach anderen Quellen versagte die Agena-​D Oberstufe). Jedenfalls zögerte der Sicherheitsoffizier zu lange, das Kommando zu Selbstzerstörung zu senden. Als die Rakete schließlich doch nach 60,57 s gesprengt wurde, regneten die Trümmer daher über bewohntem Gebiet herab. Betroffen war vor allem ein Mobile-​Home Park. Ein großes Trümmerstück halbierte nahezu einen der dort aufgestellten Trailer. Glücklicherweise wurde niemend ernsthaft verletzt. Eine Mutter mit ihren kleinen Kindern, die sich im Inneren des Wohnwagens aufgehalten hatte, kam mit einem gewaltigen Schrecken davon.
Da der Satellit aus Mitteln des CORONA Programms finanziert worden war, trug er in internen Dokumenten die Bezeichnung CORONA 99. Tatsächlich lautete die Bezeichnung aber Multi Research Payload Vehicle. Publiziert wurden auch die Namen StarRad 2, Starfish 2 oder auch Starfish Radiation 2. Sie bezogen sich auf eine Serie von Atombombentests mit dem Codenamen „Starfish“. Von diesen hinterließ der 1962 vorgenommene „Starfish-​Prime“ Test einen neuen Strahlungsgürtel um die Erde, der eine wesentlich höhere Intensität aufwies, als alle bekannten natürlichen. Die Untersuchung dieser künstlichen Strahlungsgürtel war aber wohl nur eine von vielen Aufgaben, die das MRPV erfüllen sollte. Denn insgesamt trug der Satellit einundzwanzig unterschiedlichste Experimente: Night Air Glow, Satellite High Frequency Ionospheric Project, Plasma Frequency Probe, Retarding Potential Analyzer, Erosion Gauge, Rawer Probe, Magnetometer, Cosmic Ray Monitor, Vehicle Electrical Potential, Faraday Cup, EK Horizon Sensor, Fuel Cell, RM-​12 Radiometer, RM-​15 Radiometer, TV Camera, GRF-​5, AFCRL 573 Proton Resonance, RFI Bio-​Cell, 65 – 161 PRF Antenna und Potassium Heat Transfer. Zu den wenigsten wurden Details bekannt. Zum SHIP Experiment gehörte jedenfalls noch ein kleiner Subsatellit, mit dem Untersuchungen zur Ausbreitung von Funkwellen unternommen werden sollten. Vergleichen wollte man dabei die Übertragungswege zwischen SHIP-​EP (Satellite High Frequency Ionospheric Project– Ejected Package) und MRPV einerseits sowie andererseits zwischen einer Bodenstation und den beiden Satelliten.