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Startvorbereitung der letzten Thor-​SLV2A Agena-​D
Beim letzten Einsatz einer Thor-​SLV2 A Agena-​D gelangte am 17.01.1968 von der Vandenberg AFB eine klassifizierte Nutzlast auf ihre Bahn. Schon damals vermuteten Beobachter, daß es sich dabei um einen komplexen Satelliten zur funkelektronischen Aufklärung (ELINT), bekannt als Ferret, gehandelt hatte. Dieses Exemplar wurde als Ferret 12 bzw. OPS 1965 geführt. Heute weiß man etwa mehr, nämlich daß es sich um die dritte MULTIGROUP Mission aus dem Programm 770 gehandelt hatte. Dahinter stand die Idee, ein Satellitenmodell zu entwickeln, das mit nur geringer Vorbereitungszeit zur Aufklärung einer Auswahl bestimmter Radar-​Emitter konfiguriert werden konnte. Beim Vorgängerprogramm 698BK kamen noch praktisch individuell gefertigte Nutzlasten zum Einsatz. Nun waren Vorkehrungen getroffen worden, unterschiedliche Empfänger und Antennen auf einem standardisierten Satelliten zu installieren. Damit schrumpfte die Vorbereitungszeit auf eine Mission auf „nur“ noch sechs bis acht Monate. Diesmal war als zu überwachendes Spektrum der Bereich zwischen 250 MHz und 4,2 GHz gewählt worden. Wobei der Bereich vierfach unterteilt war: Band 3 (253 – 553 MHz), Band 4 (522 – 1.065 MHz), Band 5 (1.048 – 2.106 MHz) und Band 6 (2.055 – 4.225 MHz). Exklusiv für Band 3 wurde aus einem Behälter an der Spitze eines 4,5 m langen Auslegers eine aufblasbare Aluminium-​Mylar Antenne ausgestoßen. Wie schon bei den beiden Vorgängermissionen wurde auch die MULTIGROUP III Mission 7163 wieder mit einer zweiten ELINT Nutzlast kombiniert. Im Rahmen von Mission 7232 konnte SETTER IB (die zweite Nutzlast ihrer Art) die Position von S-​Band Radarstationen mit noch höherer Genauigkeit als MULTIGROUP aufklären, war aber hinsichtlich des Frequenzbereichs (2.604 – 3.200 MHz) limitiert. Fast fünfzehn Monate lieferte die kombinierte Mission der USAF wertvolle Informationen. Tatsächlich war MULTIGROUP aber schon bei seinem ersten Start Ende 1966 überholt gewesen. Sowohl das Auftauchen neuer Radarsysteme in der Sowjetunion als auch die stürmische Entwicklung der Mikroelektronik in den USA ließen den Einsatz modernerer ELINT Nutzlasten wünschenswert erscheinen. Beim nächsten Start eines „Heavy Ferrets“ (im Oktober 1968) registrierten Beobachter dann auch prompt eine ungewöhnlich großvolumige Nutzlastverkleidung, was auf ein grundlegend neues Modell innerhalb der Serie hindeutete. Tatsächlich weiß man heute, daß es der erste Einsatz eines Satelliten aus der neuen STRAWMAN Generation war. Sowohl bei MULTIGROUP III als auch bei der vorhergehenden MULTIGROUP II Mission vermerkt ein freigegebenes NRO Dokument einen fehlerhaften Orbit. Im Vergleich mit der Bahn von MULTIGROUP I sind die Abweichungen aber nicht signifikant. Somit ist davon auszugehen, daß, wenn es diese Bahnabweichung überhaupt gegeben hat, ihr Einfluß auf die Mission gering blieb. Mit 442 Tagen zählte MULTIGROUP III zu den ausdauernden ELINT/SIGINT Missionen.