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GAMBIT-3 Block-I

Das Advanced GAMBIT Programm des NRO wurde am 13.03.1968 mit dem Start einer Titan-​IIIB Agena-​D der USAF von der Vandenberg AFB fortgesetzt. Nach dem Verlust der Filmlandekapsel bei der vorangegangenen Mission kam bei diesem Flug ein neues Fallschirmmodell zum Einsatz. Dessen abschließende Zertifizierung verzögerte den Starttermin um eine Woche (zu starke Höhenwinde um einen weiteren Tag). Eine weitere Modifikation betraf bei diesem Satellitenexemplar die „roll joint“ Verbindung zwischen Pho­to­gra­phic Pay­load Sec­tion (PPS) und Satel­lite Con­trol Sec­tion (SCS). Sie ermöglichte schnelle Schwenks der Kamerasektion nach links und rechts entlang der Flugrichtung. Ihre mechanische Belastung war extrem hoch. Im Hinblick auf die geplante Verlängerung der Missionsdauer erobte man nun beim zwölften Exemplar eine verbesserte Ausführung. Mängel am optischen System hatten die Abnahmetests bei diesem Satelliten bestimmt. Schließlich entschied man sich sogar, mit einem deaktivierten Nahbereichs-​Kompensationssystem zu starten, da dessen erratisches Verhalten einen Ausfall befürchten ließ. Angesichts der mittelmäßigen Qualität der KeyHole KH-​8  Optik erwartete man keine weitere Verschlechterung der Bildqualität durch diesen Verzicht. Tatsächlich überraschte die Qualität gerade dieser Mission aber die Bildauswerter. Zunächst litt der Satellit allerdings unter den üblichen Problemen. Schon nach vier Erdumläufen fiel die Terain Camera aus. Glücklicherweise arbeitete aber die Astro Camera, die zweite Komponente der Astro-​Position Ter­rain Camera, fehlerfrei. Somit konnten alle Aufklärungsfotos korrekt indiziert werden. Telemetriedaten zeigten, daß der Fokus der Kameraoptik im Laufe eines jeden Orbits beträchtlich wanderte, was die mühsam vor dem Start vorgenommene Kalibrierung konterkarierte. Schließlich erkannte man einen Zusammenhang zwischen der Erd-​Albedo und der Aufheizung des vorderen Spiegels in der Optik. Die Temperaturschwankungen ließen den Fokus wandern. Versuche, den Spiegel gezielt abzukühlen, brachten nur mäßigen Erfolg, wiesen aber die Richtung für die Entwicklung erfolgreicher Prozeduren bei späteren Missionen. Nach zehn Tagen im All mußte sich der neue Fallschirm der Landekapsel bewähren. Ausgestoßen während des 163. Orbits konnte die Kapsel sicher nahe Hawaii in der Luft abgefangen werden. Bei der Auswertung überraschte dann die unerwartet hohe Bildqualität. Trotz aller Probleme war sie insgesamt die bisher beste des gesamten Programms. Bemerkenswert an dieser Mission war auch die Umlaufbahn mit der für GAMBIT Verhältnisse ungewöhnlich niedrigen Inklination von 99,87°. Erstmals flog auf der Agena-​Stufe bei dieser Mission eine neue, offenbar speziell für das GAMBIT G³ Programm entwickelte, Version der BIT Detektornutzlast (Mission 7085). Während der eine Frequenzbereich leicht auf 153 – 163 MHz beschnitten worden war, scannte der zweite Empfänger nun ein Spektrum zwischen 700 MHz und 2,2 GHz. Das bedeutete eine Erweiterung nach oben um 1.200 MHz. Damit wurde immer deutlicher, daß die ursprüngliche Mission, die Erkennung von auf den Satelliten gerichteten ABM-​Radarsignalen, mit der BIT IV und nun BIT V Generation zunehmend in den Hintergrund gerückt war. Vielmehr fungierten die Systeme nun als breitbandiger Empfänger für alle Arten von interessanten Funksignaturen.