Eine
Thorad-SLV2G Agena-D wurde am 31.07.1969 eingesetzt, um von der Vandenberg
AFB einen großen Satelliten zur funkelektronischen Aufklärung zu starten. Über diesen auch als „Heavy Ferret“ bezeichneten Satellitentyp ist bis heute nicht viel bekannt. Auffällig, vor allem im Vergleich zu ihren Vorgängern, war jedoch eine nach oben aufgeweitete großvolumige Nutzlastverkleidung. Der Satellit vom 31.07.1969 trug auch die Bezeichnungen
OPS 8285 bzw. (inoffiziell) Ferret 14. Jahrzehnte später freigegebene Dokumente belegten, daß der Satellit das zweite Exemplar des
STRAWMAN Typs aus dem
USAF Programm 770 war. Mindestens drei
ELINT Nutzlasten flogen auf
P-770 7165:
TRESHER,
REAPER und
CONVOY.
TRESHER II Mission 7165 betrieb Aufklärung der
Electronic Order of Battle (
EOB), wobei die Position von Radarstationen auf 24 km genau bestimmt werden konnte.
REAPER II Mission 7234, eine Nachfolgeentwicklung von
BIRD DOG bzw.
SETTER, konnte Radaremitter sogar auf 8 km lokalisieren. Gemeinsam bildeten beide das
STRAWMAN Paket. Die
CONVOY II Nutzlast (Mission 7239) unterschied sich von der der
P-770 7164 Mission. War die erste vom
Electromagnetic Systems Lab (
ESL) zur Analyse der technischen Charakteristika des
DOG HOUSE ABM-Radars entwickelt worden, fokussierte sich diesmal das Interesse auf die VHF-Frequenzen 154 – 970 MHz, auf denen (auch) das
„Dnestr-M“ (
NATO Code
HEN HOUSE) ABM-Radar arbeitete. Eine erste derartige Installation war im August 1968 nahe Olenegorsk (Oblast Murmansk) in Betrieb gegangen, gefolgt von einer zweiten im lettischen Skrunda im Januar 1969. Entlang eines weiten Bogens von Archangelsk bis nach Riga hatte die Sowjetunion
SA-5 „Gammon“ Raketen (sowjetische Bezeichnung
S-200 A „Angara“) in Stellung gebracht. In Geheimdienstkreisen war umstritten, ob sich diese gegen hochfliegende
NATO Bomber oder ballistische Raketen richteten. Dementsprechend hohe Priorität hatte die Aufklärung dieses Systems. Schließlich kam man aber zu der (korrekten) Erkenntnis, daß die Tallinn-Linie primär der Luftverteidigung diente. Eine limitierte ABM-Funktionalität schloß das allerdings ein. Die Daten von
STRAWMAN und
CONVOY trugen zu dieser Einschätzung maßgeblich bei. Mit dreizehn Monaten überbot diese
STRAWMAN Mission sogar noch die Dauer des Vorgängers, der auch schon die Design-Lebensdauer von sechs Monaten um 100% übertroffen hatte. Dementsprechend umfangreich waren die gesammelten Daten. Das
CONVOY II System von
LTV Electrosystems hatte allerdings nach nur 75 Tagen seinen Betrieb eingestellt.