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früher Prognos Satellit
Ein neuer Typ sowjetischer Forschungssatelliten feierte am 14.04.1972 mit dem Start von Prognos 1 seine Premiere. Die eingesetzte Spezialversion der Molnija-​M 8K78 M Rakete brachte ihre Nutzlast nach dem Start von Baikonur zunächst auf eine Parkbahn, bevor eine Zündung der Block-​SO-​L Beschleunigungsstufe das Apogäum auf rund 200.000 km anhob. Damit bewegte sich der Satellit während seines Erdumlaufs die längste Zeit außerhalb der Magnetosphäre der Erde und konnte so weitgehend ungestört die solare Partikelstrahlung erforschen und die Aktivitäten der Sonne (Sonneneruptionen) beobachten. Die Instrumentierung des Satelliten vom Typ SO (Abk. von russ. Cолнечный Oбъект) ermöglichte Messungen der solaren Partikel-​, Röntgen– und Gammastrahlung sowie des Sonnenwindes, einschließlich ihrer Wechselwirkungen mit der irdischen Magnetosphäre. Solche Forschungen waren nicht nur von rein wissenschaftlichem Interesse, sie dienten auch der Planung von Schutzmaßnahmen für Kosmonauten auf Langzeitmissionen. Ähnliche Untersuchungen hatten daher die USA im Rahmen des Explorer Programms mit den sogenannten IMP (Interplanetary Monitoring Platform) Satelliten angestellt, um ihre Apollo Astronauten vor zu hohen Strahlungsdosen zu schützen. Das Prognos Programm entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem sehr erfolgreichen Feld der internationalen Zusammenarbeit und lieferte über mehrere Jahrzehnte ausgezeichnte wissenschaftliche Informationen. Bereits der erste Satellit übertraf die garantierte Lebensdauer von 90 Tagen. Bis zum 15.09.1972 — 165 Tage lang — übertrug der Satellit bei 73 Kommunikationssitzungen seine Meßdaten.