Address:
Reine Wissenschaftsmissionen waren innerhalb des sowjetischen Raumfahrtprogramms stets in der Unterzahl. Zu den wenigen rein wissenschaftlich motivierten Programmen zählte die 1972 begonnene Reihe der Prognos Satelliten. Am 15.02.1973 brachte eine Molnija-​M 8K78M mit Block-​SO-​L bereits den dritten derartigen Satelliten mit der Modellbezeichnung SO (Abk. von russ. Cолнечный Oбъект) auf eine Umlaufbahn. Nach dem Start von Baikonur erreichte die Endstufe mit dem Satelliten zunächst eine Parkbahn, bevor die Zündung der Endstufe das Apogäum auf rund 200.000 km anhob. Damit bewegte sich der Satellit während seines Erdumlaufs die längste Zeit außerhalb der Magnetosphäre der Erde und konnte so weitgehend ungestört die solare Partikelstrahlung erforschen und die Aktivitäten der Sonne (Sonneneruptionen) beobachten. Die Instrumentierung der Satelliten ermöglichte Messungen der solaren Partikel-​, Röntgen– und Gammastrahlung sowie des Sonnenwindes, einschließlich ihrer Wechselwirkungen mit der irdischen Magnetosphäre. Solche Forschungen waren nicht nur von theoretisch-​wissenschaftlichem Interesse, sie dienten auch der Planung von Schutzmaßnahmen für Kosmonauten auf Langzeitmissionen. Ähnliche Untersuchungen hatten daher die USA im Rahmen des Explorer Programms mit den sogenannten IMP Satelliten angestellt, um ihre Apollo Astronauten vor zu hohen Strahlungsdosen zu schützen. Sowjetische Kosmonauten hatten zwar nie den Erdorbit verlassen, waren jedoch an Bord der Saljut Raumstationen nun ebenfalls erhöhten Strahlungsdosen ausgesetzt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Prognos Programm zu einem sehr erfolgreichen Feld der internationalen Zusammenarbeit und lieferte über mehrere Jahrzehnte ausgezeichnte wissenschaftliche Informationen. Prognos 3 stellte dabei einen unübertroffenen Rekord auf. Statt der 90 Tage, für die er ausgelegt war, sendete er für 405 Tage Meßdaten. 177 Kommunikationssitzungen konnten in dieser Zeit aufgebaut werden.