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Knapp zwei Monate nach der Landung der ersten Stammbesatzung der Raumstation Saljut 4 bereiteten sich in Baikonur Kommandant Wassili Lasarew und Bordingenieur Oleg Makarow auf den Flug mit Sojus 18 zu der seither unbemannten Station vor. Die beiden waren bereits im Herbst 1973 gemeinsam die Sojus 12 Mission geflogen. Daß eine Sojus Besatzung für eine weitere Mission wieder identisch zum Einsatz kam, war ein Novum im sowjetischen Raumfahrtprogramm. Der Start der Sojus 11A511 fand am 05.04.1975 um 11:04 UTC in Baikonur start. Vor den beiden Kosmonauten lag ein auf zwei Monate geplanter Weltraumaufenthalt. Doch während des Aufstiegs der Rakete kam es zu einer Anomalie. Zunächst zündeten vorzeitig zwei der vier Triebwerke für die Trennung von Zweit– und Drittstufe. Als dann die Pyroladungen für die Abrennung der inzwischen ausgebrannten Zweitstufe ausgelöst wurden, versagten diese. Nun wurde die Situation rasch kritisch. Die beiden Kosmonauten fühlten, wie die Rakete mit ihrem Raumschiff außer Kontrolle geriet. Sie forderten von der Flugleitung die Einleitung des Notfallprogramms. Doch am Boden zögerte man noch, die Mission aufzugeben. Über die weiteren Geschehnisse gibt es widersprüchliche Aussagen. Einige Quellen sprechen davon, daß in 192 km Höhe per Funkkommando vom Boden die Abtrennsequenz des Sojus Raumschiffs eingeleitet wurde. Andere Angaben gehen dahin, daß bei 10° Kursabweichung die Abtrennung automatisch auslöste. Jedenfalls wurde ein vollautomatisches Notfallregime initiiert. Die Bremsraketen der Sojus leiteten eine ballistische Rückkehr mit hoher G-​Belastung ein. Kurzzeitig waren die beiden Kosmonauten Verzögerungswerten von bis zu 20,6 g (nach anderen Quellen sogar 21,3 g) ausgesetzt. Nach einem Flug von 21:27 min setzte die Kapsel bei Dunkelheit 110 km nordöstlich von Ust-​Kamenogorsk (heute kasach. Öskemen) an einem Berghang des Altai Gebirges auf, rollte dann aber zum Entsetzen der Kosmonauten auch noch den Hang hinunter, bevor sich der Fallschirm (den sie zum Glück noch nicht abgetrennt hatten) an einem Baum verfing. 150 Meter vor einer steilen Klippe. Die beiden Kosmonauten bereiteten sich auf eine Nacht im tief verschneiten Wald an der Flanke eines Berggipfels namens Teremok-​3  vor. Bald erreichten Flugzeuge und Hubschrauber mit Rettungskräften das Landegebiet. Lasarew, selbst ein erfahrener Fallschirmspringer, riet aber davon ab, Helfer per Fallschirm abzusetzen. Stattdessen richtete er sich mit Makarow auf eine Nacht in der Taiga ein. Am nächsten Morgen unternahm man den Versuch, die beiden Kosmonauten aus einem Hubschrauber in der Standschwebe zu bergen. Das erwies sich aber auch als zu riskant. Nun sollte der Hubschrauber auf dem zugefrorenen Fluß Uba in der Nähe landen. Auf dem Weg zur Landestelle lösten die Rettungskräfte aber eine Lawine aus und mußten selbst gerettet werden. Mittlerweile hatte sich aus dem zufällig in der Nähe operierenden Hubschrauber einer Gruppe von Geologen ein ortskundiger Führer abgeseilt. Die drei Männer wurden schließlich von einem, nicht zum offiziellen Bergungsteam gehörenden, Militärhubschrauber geborgen. Seinem Kommandanten, einem Jahre später nach seinem Einsatz im Afghanistan-​Krieg mit dem Titel „Held der Sowjetunion“ ausgezeichneten Piloten, war es doch noch gelungen, seine Maschine über der Landestelle ruhig in der Standschwebe zu halten.
Politisch kam der Fehlstart der Sowjetunion äußerst ungelegen, stand doch für den Sommer der gemeinsame sowjetisch-​amerikanische Raumflug auf dem Programm. So ließ es sich nicht umgehen, die amerikanischen Partner von dem Vorfall in Kenntnis zu setzen, was dort natürlich Zweifel an der Sicherheit des Unternehmens nährte. Andererseits hatten sich die Sicherheitsmechanismen bewährt. Allerdings blieb Kommandant Lasarew infolge seiner Verletzungen fluguntauglich, wurde lediglich als Double für Sojus T-​3  (1980) nochmals berücksichtigt. 1996 wurde das Geschehen wieder einer breiteren Öffentlichkeit bewußt, als in Rußland eine Veröffentlichung erschien, laut der die Landung doch bereits jenseits der Grenze erfolgt sein soll…