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die Sojus 28 Besatzung
Vladimir Remek bei medizinischen Untersuchungen im All
Der Start des Raumschiffs Sojus 28 mit einer Sojus-​U 11A511U von Baikonur am 02.03.1978 um 15:28 UTC war der Auftakt zu einer Reihe bemannter Raumflüge innerhalb des sogenannten INTERKOSMOS Programms der sozialistischen Staaten. An Bord befand sich nämlich neben Kommandant Alexej Gubarew auch der Forschungskosmonaut Vladimir Remek aus der Tschechoslowakei — beide ausgebildete Militärpiloten. Nach einem Tag Flug dockte das Sojus Raumschiff am 03.03.1978 um 17:09 UTC am Heckstutzen der Raumstation Saljut 6 an und die beiden Kosmonauten stiegen zur Stammbesatzung Juri Romanenko und Georgi Gretschko hinüber. Tags darauf feierten beide Besatzungen übrigens die neue, von Romanenko und Gretschko aufgestellte, Bestmarke für den Aufenthalt im Orbit. Bis dahin hatten die US Astronauten Gerald Carr, William Pogue und Edward Gibson gemeinsam mit 83 Tagen den Rekord gehalten. Die sowjetisch-​tschechoslowakische Mission war zunächst ein großes Propagandaereignis, beinhaltete aber auch eine Reihe sehr erfolgreicher wissenschaftlicher Experimente, so mit dem metallurgischen Schmelzofen „Splaw“. Unter Forschern erregten aber noch mehr Versuche mit speziellen Stämmen von Chlorella-​Algen Aufsehen, bei denen erstmals unter kosmischen Bedingungen ein signifikantes Wachstum erreicht werden konnte. Das Programm multinationaler Raumflüge war 1976 in Moskau beschlossen worden. Einen erheblichen Teil der jeweiligen Missionskosten mußten die eingeladenen „Bruderländer“ für die Mitfluggelegenheit selbst aufbringen, wobei man sich wohl an den wirtschaftlichen Gegebenheiten orientierte und ein Teil in Form von „Naturalien“, so auch Forschungsequipment, bezahlt wurde. Davon profitierten insbesondere die Mongolei und das später hinzugekommene Vietnam. Am 10.03.1978 um 10:23 UTC koppelte Sojus 28 mit der Gastbesatzung wieder von der Raumstation ab und kehrte zur Erde zurück. Die Landung erfolgte um 13:45 UTC nach einem Flug von 190:16 h etwa 135 km nördlich von Arkalyk in Zentralkasachstan.
Obwohl als Propagandamission konzipiert, blieb die Berichterstattung in den (östlichen) Medien zunächst ziemlich zurückhaltend. Dahinter stand die Furcht, daß das Unternehmen doch nicht so fehlerfrei wie erhofft verlaufen würde. Im Vorfeld herrschte sogar praktisch Nachrichtensperre. Erst nach der glücklichen Rückkehr zur Erde wurde das Unternehmen gehörig gewürdigt. Und sicher war es auch kein Zufall, daß zehn Jahre nach dem „Prager Frühling“ die Tschechoslowakei die Ehre des ersten Interkosmos-​Raumflugs zugesprochen bekommen hatte.