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Explosion der Titan 34D am 18.04.1986
die Trümmerwüste nach dem Fehlstart der Titan-34D-9

Nach dem tragischen Verlust der Raumfähre „Challenger“ im Januar 1986 erlebten die USA in den folgenden Monaten eine deprimierende Serie weiterer Fehlstarts. Besonders spektakulär war die Explosion einer Titan-​34D am 18.04.1986 nur 8,5 s nach dem Start von der Vandenberg AFB. An Bord hatte die Rakete einen großen KeyHole KH-​9  Fotoaufklärungssatelliten (Codename HEXAGON), das letzte verfügbare Exemplar der Baureihe. Nachdem sich USAF und Geheimdienste bereits vor der „Challenger“ Tragödie entschieden hatten, ihre Satelliten wieder von konventionellen Raketen starten zu lassen, versagte ausgerechnet die Titan-​34 D zu einem Zeitpunkt, an dem das Space Shuttle auf Monate oder gar Jahre nicht mehr zur Verfügung stand. Da bereits im August 1985 der vorangegangene Titan-​34D Start mißglückt war, wurde wieder ein Startverbot über die einzige amerikanische Schwerlastrakete verhängt und eine noch gründlichere Untersuchung der Ursachen verlangt. Jahrzehntelang hatten verschiedene Varianten der Titan-​III zuverlässig die teuersten militärischen US Nutzlasten ins All befördert. Und nun zwei Fehlstarts in Folge. Die USA hatten vorläufig keine Möglichkeit mehr, ihre großen Fotoaufklärungs– oder IR-​Frühwarnsatelliten zu starten. Die Untersuchung der Trümmer ergab eine durchgebrannte Isolierung am Triebwerksgehäuse als Ursache für die Explosion. Kritisiert wurden aber auch Mängel im Management und bei der Qualitätskontrolle. Das alles erinnerte fatal an die Ursachen der „Challenger“ Katastrophe. Für die US Geheimdienste wog der Verlust des letzten HEXAGON Satelliten gleich in mehrfacher Hinsicht schwer. Primär vergrößerte sich natürlich die Lücke in der optischen Aufklärung. Doch der Satellit war auch noch mit einer zusätzlichen Spezialkamera ausgerüstet gewesen. Nachdem man eher zufällig bei zwei vorangegangenen Missionen entdeckt hatte, daß die dort testweise installierten S-​Cubed Kameras mit CCD-​Sensor über eine gewisse Nachtsichtfähigkeit verfügten, sollte dieses Potential diesmal gezielt ausgenutzt werden. Und das über einen extrem langen Zeitraum von 300 Tagen Primärmission und weiteren 240 Tagen rein für die IR-​Aufklärung. Zusätzlich führte der Satellit noch einen Subsatelliten mit. Das Projekt mit dem Codenamen „Pearl Ruby“ sollte ebenfalls der Erprobung neuer Infrarot-​Sensoren dienen — und war nun gleichfalls verloren.