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Astronomiesatellit Hipparcos
TV-Sat 2

Eine Ariane-​44LP H10  beförderte am 08.08.1989 von Kourou die beiden Satelliten TV-​Sat 2  und Hipparcos auf ihre geostationären Übergangsbahnen. Der direktstrahlende TV-​Satellit der Deutschen Bundespost TV-​Sat 2  erreichte wenig später seine geostationäre Position über 19° W. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger TV-​Sat 1  gelang diesmal auch das Ausklappen beider Solarzellenflächen. Wirtschaftlich war aber auch TV-​Sat 2  kein großer Erfolg beschieden, in Deutschland war die private Konkurrenz SES mit dem Astra System erfolgreicher. Hauptproblem blieb die Übertragungsnorm D2-​MAC, mit der das TV-​Sat System arbeitete. Eigentlich war diese Norm als der zukünftige europäische Fernsehstandard vorgesehen gewesen. Doch eine verfehlte Marketingpolitik ließ diese Idee in Deutschland kläglich scheitern. Nur wenige Kunden investierten in die neuen teuren Fernsehgeräte. Lediglich in Frankreich und vor allem Skandinavien erfuhren D2-​MAC Geräte eine nennenswerte Verbreitung. Daher wurde TV-​SAT 2  schließlich auch an den norwegischen Satellitenbetreiber Telenor verpachtet, nachdem Ende 1994 der Sendebetrieb für Deutschland eingestellt worden war. Seine Neupositionierung erfolgte über 0° Länge.
Die zweite Nutzlast des Ariane-​Starts, der astronomische Forschungssatellit Hipparcos, konnte nach dem Erreichen der Transferbahn zum Entsetzen der Wissenschaftler nicht auf eine Synchronbahn befördert werden. Das Apogäumstriebwerk ließ sich nicht zünden. Wiederholte Versuche über mehrere Wochen führten zu keinem Ergebnis. Um die schon fast verloren gegebene Mission zu retten, wurde schließlich das Perigäum auf etwa 540 km angehoben, was einen über mehrere Jahre stabilen Umlauf auf einer elliptischen Bahn gewährleistete. Damit hofften die Wissenschaftler, immer noch 90% der Mission erfüllen zu können. Und diese Hoffnungen erfüllten sich schließlich auch. Hipparcos avancierte zu einer der erfolgreichsten astronomischen Missionen der bisherigen Raumfahrtgeschichte. Allerdings waren aufgrund der anderen Umlaufbahn jetzt drei zusätzliche Bodenstationen in Perth (Australien), Kourou (Französisch Guyana, Südamerika) und Goldstone (USA) erforderlich, um einen kontinuierlichen Datenempfang zu gewährleisten. Ziel der Hipparcos Mission war die genaue Vermessung der Position von ca. 100.000 Fixsternen. Ein 30 cm Spiegelteleskop mit einem hochsensiblen Sensor sollte Sterne mit einer Helligkeit bis zu 13 m mit einer Genauigkeit von 0,002″ katalogisieren. Ein sekundäres Sensorsystem hatte die Aufgabe, weitere 400.000 Sterne zu vermessen. Rund vier Jahre nach dem Start, am 15.10.1993, wurde der Datenempfang von Hipparcos schließlich eingestellt, nachdem die Ressourcen des Satelliten aufgebraucht waren. Die Datenauswertung dauerte bis 1996. Erst dann konnte der Katalog mit den Daten zur Position und Bewegung von etwa 118.000 Sternen fertiggestellt werden. Die Ganauigkeit der Messungen von Hipparcos übertraf die irdischer um den Faktor 100. Und selbst das sekundäre Tycho Experiment an Bord von Hipparcos, das schließlich sogar die Position von rund 1 Million Sterne mit etwa halber Präzision ermittelt hatte, übertraf die Qualität der bis dahin verfügbaren mit erdgebundenen Teleskopen gewonnenen Daten.