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die „Columbia“ vor dem Start zur STS-83 Mission (links am Himmel der Komet „Hale-Bopp“)
STS-83 Post Flight Presentation
„Columbia“ über dem Nildelta
die „Columbia“ F-22 mit ausgefahrenem Bremsschirm

Zu einer anspruchsvollen Wissenschaftsmission mit dem Schwerpunkt Mikrogravitationsforschung startete die US Raumfähre „Columbia“ am 04.04.1997 um 19:21 UTC von Cape Canaveral. Ursprünglich war der Start bereits für den 03.04.1997 geplant gewesen, doch wurde bei den Startvorbereitungen eine unzureichend isolierte Kühlwasserzuleitung entdeckt. Glücklicherweise konnte die Isolierung in der Nutzlastbucht verhältnismäßig einfach ausgebessert werden, so daß es bei einer eintägigen Verspätung blieb. Für die Mission STS-​83  „Columbia“ F-​22  waren in der Nutzlastbucht das Raumlabor Spacelab und das EDO Kit für einen knapp 16-​tägigen Flug installiert worden. Unter der Bezeichnung Microgravity Science Laboratory waren 19 Experimente zur Materialwissenschaft zusammengestellt worden, die sich auf vier Apparatekomplexe verteilten. Ein Teil der Experimente und der Ausrüstung war bereits bei früheren Spacelab Missionen geflogen. 13 weitere Experimente mit einem anderen Hintergrund vervollständigten das Wissenschaftspaket. Entsprechend der wissenschaftlichen Ausrichtung des Unternehmens war die Mannschaft zusammengestellt worden. Das Kommando führte der erfahrene James Halsell, ihm zur Seite stand Susan Still-Kilrain als Pilotin, die ihren ersten Flug absolvierte. Janice Voss (Nutzlastkommandantin), Donald Thomas und Michael Gernhardt (Missionsspezialisten) sowie Roger Crouch und Gregory Linteris (Nutzlastspezialisten) als Wissenschaftler vervollständigten die Crew. Nach dem Erreichen der Umlaufbahn traten Probleme mit einer der drei Brennstoffzellen auf, die elektrische Energie und Trinkwasser für die Mission lieferten. Die Meßwerte zeigten ungewöhnliche Schwankungen in den Ausgangsspannungen der einzelnen Zellen in der Brennstoffzelle #2. Die Crew wurde angewiesen, die betreffende Zelle zu reinigen. Daraufhin wuchs die Differenz immerhin langsamer an. Am 06.04.1997 wurden die Einspeisung der elektrischen Energie für die Hauptverbraucher so rekonfiguriert, daß die Brennstoffzelle #2 etwas entlastet wurde. Und tatsächlich stabilisierte sich die Situation nun. Dennoch entschied sich die Flugleitung gemäß der geltenden Sicherheitsrichtlinien zum Abbruch der Mission. Zwar genügte selbst eine Brennstoffzelle zur Versorgung aller lebenswichtigen Systeme an Bord. Doch die Vorschriften kannten hier keinen Spielraum. Während am 06.04.1997 die Entscheidung bekanntgegeben wurde, lediglich einen Minimum Duration Flight zu unternehmen, beschäftigte sich die enttäuschte Crew immerhin mit einigen ihrer Experimente. Am 08.04.1997 um 18:33 UTC setzte die „Columbia“ dann bereits nach nur 95:13 h wieder auf der Runway 33 des Kennedy Space Center auf.
Noch während die Techniker die Experimente in der Nutzlastbucht sicherten, traf die NASA eine ungewöhnliche und bis heute einmalige Entscheidung. Das Problem mit der Brennstoffzelle konnte am Boden leicht gelöst werden. Der Shuttle Flugplan wies aufgrund von Verzögerungen beim Beginn des Aufbaus der ISS große Spielräume auf. Warum also nicht eine Wiederholungsmission für MSL-​1  fliegen? Die wissenschaftliche Ausrüstung blieb installiert und die „Columbia“ konnte praktisch unmittelbar wieder auf den nächsten Start vorbereitet werden. Die Mission wurde zunächst als STS-​83R geplant und fand im Anschluß an einen Flug der „Atlantis“ im Juli 1997 schließlich als STS-​94  statt. Im zweiten Anlauf erbrachte sie dann auch die erwarteten wissenschaftlichen Ergebnisse.