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Wassili Ziblijew am Ende des „Strela“ Auslegers während der EVA am 29.04.1997
Wassili Ziblijew und Jerry Linenger bei ihrer gemeinsamen EVA
Jerry Linenger bei der ersten EVA eines US Astronauten im Orlan-M Raumanzug
erster gemeinsamer russisch-amerikanischer Weltraumausstieg erfolgreich abgeschlossen

Trotz anhaltender ernster Probleme auf der Raumstation Mir erhielten die für ein Außenbordmanöver trainierten Besatzungsmitglieder Wassili Ziblijew und Jerry Linenger vom Flugleitzentrum in Moskau die Freigabe für ihre lange geplante gemeinsame EVA. Allerdings verzögerte sich der Termin vom 17.04.1997 auf den 29.04.1997. Und bis zuletzt blieben Zweifel, ob das Manöver genehmigt werden konnte. Zwar waren die unmittelbaren Folgen eines Feuers an Bord der Raumstation mittlerweile ausgestanden, doch bereitete seit einiger Zeit die auf ein kritisches Niveau angestiegene Ethylenglykol-​Konzentration in der Atmosphäre ernste Sorgen. Ein Leck im Kühlmittelkreislauf der Mir war für diese Anreicherung verantwortlich. Am 29.04.1997 legten die beiden Raumfahrer ihre neuen, mit Progress M-​34  angelieferten, Orlan-​M Raumanzüge an. Deren Test war einer der zentralen Programmpunkte der EVA. Nach dem Verlassen der Luftschleuse wechselten Ziblijew und Linenger unter Zuhilfenahme des „Strela“ Auslegers zum „Kristall“ Modul und installierten dort den Optical Properties Monitor. Mit dem OPM Experiment erforschte die NASA den Einfluß der natürlichen kosmischen Bedingungen wie auch des künstlichen Umfelds der Mir auf verschiedene Materialproben. Zurück am „Kvant“ 2 Modul wurden die US Experimente MSRE (Mir Sample Return Experiment) und PIE (Particle Impact Experiment) demontiert, die Linenger mit zur Erde zurückbringen sollte. Mit der Montage eines Dosimeter-​Experiments hatten die Raumfahrer ihre Aufgaben erfüllt und kehrten in die Luftschleuse zurück. 4:59 h hatte das Außenbordmanöver gedauert. Für den Amerikaner Linenger war die EVA ein ganz spezielles Ereignis. Seine Erfahrungen und Eindrücke dokumentierte er umfassend für das NASA Management. Während er sich sehr lobend über den russischen Orlan-​M Raumanzug äußerte, notierte er die grundsätzlichen Unterschiede im Training. Die russische Flugleitung ließ den Raumfahrern weitaus größere Freiräume bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Zwar wurden die Kosmonauten intensiv trainiert und mit ihren Aufgaben vertraut gemacht. Wie sie die Aufgaben lösten, lag aber weitgehend in ihrer Hand. Ein eklatanter Unterschied zur US Raumfahrt, wo die Arbeiten häufig bis ins kleinste Detail anhand von Checklisten durchgeplant waren. Keinen guten Eindruck hatte der äußere Zustand der Mir bei Linenger hinterlassen. Seit dem Start der Raumstation hatten sich auch außenbords zahllose ausgediente Experimente angesammelt, deren teils scharfkantige Befestigungen nun eine Gefahr für die Raumfahrer darstellten. Auch bemerkte Linenger, daß ein Großteil der Experimente ebensowenig an dem Trainingsmodell im Hydrotank des Kosmonautentrainingszentrums vorkam, wie die tatsächliche Position von Handläufen und Fußtritten dort nachvollziehbar war. Auch die Erfahrungen dieses Außenbordmanövers sollten sich später als sehr nützlich beim gemeinsamen Aufbau der Internationalen Raumstation erweisen.