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die startbereite Atlas-IIA mit dem Tempo 2 Satelliten

Anfang bis Mitte der 1990er Jahre dominierten den amerikanischen Markt der DTH (Direct To Home) Satelliten Angebote auf der Basis von Satellitenplattformen mittlerer Sendeleistung. Abgestrahlt wurden analoge Programme, die in den kontinentalen USA mit 90 cm Antennen empfangen werden konnten. Einen neuen Ansatz verfolgte die TeleCommunications Satellite Inc. und beauftragte Space Systems/Loral damit, auf der Basis der bewährten Plattform LS-​1300  einen Hochleistungssatelliten zu bauen. Ziel war es, mehr Kanäle mit höherer Sendeleistung und digitaler Signalübertragung auf einem Satelliten zu konzentrieren. Doch der Erfolg blieb dem Projekt der TCI Tochter TEMPO Satellite Inc. verwehrt. Zunächst verlor man das Bieterverfahren um die vorgesehene Orbitalposition 110° West. Daher wurde auch nicht als erstes der für diese Position vorgesehene Satellit Tempo 1 gestartet. Vielmehr brachte eine Atlas-​IIA am 08.03.1997 — nach drei abgebrochenen Countdowns am 04.03.1997 (Batterieproblem der Atlas), am 06.03.1997 (Schwierigkeiten im Satelliten-​Kontrollzentrum in Palo Alto) und am 07.03.1997 (zu starke Höhenwinde) — von Cape Canaveral aus zunächst Tempo 2 auf eine subsynchrone Bahn, von der aus der Satellit auf einen geostationären Orbit über 119° West manövrierte. Wenig später beschädigte ein Strahlungsausbruch auf der Sonne im April 1997 drei der 32 Ku-​Band Transponder sowie die Solarzellen des Satelliten. Weder die TSat (TEMPO Satellite Inc.) noch ihr Partner PrimeStar gingen mit dem Satelliten auf Sendung, den die TCI ohnehin eher im Orbit „geparkt“ hatte. Doch reklamierte die TCI, daß die (von der deutschen DASA zugelieferten) Solarzellen schon vom Start weg nicht die zugesicherten 10 kW an elektrischer Leistung geliefert hatten und es immer wieder zu „temporären Energiefluktuationen“ gekommen sei. Schließlich zahlten die Versicherungen 21 Mio. $ als Kompensation. Doch das Geschäftsmodell der TCI war da ohnehin schon stark gefährdet. Eigentlich wollte man von der lukrativen Position 110° West aus operieren, die sich im Bieterverfahren aber die konkurrierende MCI hatte sichern können. Daraufhin war der Satellit auf 118,8° West verschoben worden. 1998 wurde die TCI von der AT&T übernommen, die aber auch keine Verwendung für die beiden Satelliten hatte. Erst als im Jahr 1999 der Konkurrent DirecTV den Anbieter PrimeStar übernahm, erhielten die Satelliten eine Aufgabe. Tempo 2 ging als DirecTV 6 auf 109,8° West auf Sendung, während sein Schwestersatellit im Mai 2002 schon unter dem Namen DirecTV 5 startete. Mit einiger Verspätung setzte sich Ende der 1990er Jahre nun doch noch das Konzept der High-​Power Satelliten durch. Und auch der bei Tempo 2 erstmals realisierte 100 Volt Satellitenbus bewährte sich bei späteren Einsätzen. DirecTV 6 konnte ab November 2005 aber nur noch auf einem inklinierten Orbit (über 109,5° West) in Reserve gehalten werden und wurde am 15.08.2006 endgültig außer Dienst gestellt.