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die Delta 7920 mit dem ersten Iridium Cluster
die ersten 5 Iridium Satelliten auf der VAFB

Mitte der 1990er Jahre zählte die Iridium Corp., eine Tochter des Motorola Konzerns, zu den Verfechtern der Idee eines Netzwerks von Kommunikationssatelliten auf niedrigen Umlaufbahnen für eine globale Kommunikation über Mobiltelefon und ähnliche portable Geräte. Die stürmische Entwicklung von Internet und mobilen Diensten in jenen Jahren hatte eine Vielzahl vergleichbarer Projekte entstehen lassen. Das Iridium Projekt war letztlich eines von lediglich zwei, die auch realisiert wurden. Geplant war eine Konstellation von 77 (die Ordnungszahl 77 des Elements Iridium stand Pate bei der Namensgebung) Satelliten auf sechs Bahnebenen. Als Hersteller der Satelliten wurde Lockheed Martin gewählt, die einen Auftrag zum Bau von insgesamt 125 Satelliten im Wert von mehr als 700 Mio. $ erhielten. Die Kommunikationsnutzlast lieferte Motorola selbst. Auch die weltweite Startindustrie wurde von dem Projekt beflügelt, stellte die Iridium Corp. doch Starts mit der Atlas-​IIIB, CZ-​2 C/SD, Delta 7920, Proton-​K 8K82 K mit Block-​DM-​5 17S40 Bugsierstufe und Rockot-​KM in Aussicht. Innerhalb von nur 15 Monaten ab Programmstart sollte die schließlich auf 66 Satelliten verkleinerte Konstellation betriebsbereit sein. Rasch fanden sich 47 Staaten, die bereit waren, in das Projekt zu investieren. Darunter u.a. China, mehrere GUS-​Staaten und eine Reihe von Entwicklungsländern. Ausgerechnet Frankreich hingegen verweigerte sich einer Zusammenarbeit.
Der erste Cluster-​Start mit fünf Iridium Satelliten fand am 05.05.1997 mit einer zweistufigen Delta 7920 von der Vandenberg AFB aus statt. Ursprünglich war der Start bereits für den Januar 1997 geplant gewesen, mußte aber nach dem Fehlstart einer Delta 7925  in Cape Canaveral verschoben werden. Die Satelliten Iridium 4, Iridium 5, Iridium 6, Iridium 7 und Iridium 8 (SVN004 bis SVN008) wurden zunächst auf einer Bahn etwas unter dem 780 km Arbeitsorbit „geparkt“. Wobei die Parkbahn selbst bei diesem ersten Start wohl in einem Fall auch etwas zu niedrig ausfiel. Berichten zufolge ging der Zweitstufe nach dem Aussetzen des vierten Satelliten das Stickstoff-​Druckgas für das Lageregelungssystem aus. Bevor die Taumelbewegung der Stufe zu stark wurde, konnte der letzte Satellit aber noch abgetrennt werden. Doch ließ sich die Stufe danach nicht mehr von dem Satelliten weg manövrieren. Nach der Überprüfung gingen alle fünf Iridium auf Bahnebene 4 in Betrieb. 1997/1998 folgten eine Reihe weiterer Starts, die das System komplettierten.
Doch bereits im August 1999 mußte die Iridium Corp. Insolvenz anmelden. Gründe für den kommerziellen Mißerfolg des ambitionierten Unternehmens gab es zahlreiche. Die Iridium Satelliten, die dem konkurrierenden Globalstar System u.a. durch die Möglichkeit der Satellit-​zu-​Satellit Kommunikation technisch überlegen waren, verursachten allein durch ihre größere Anzahl (66 gegenüber 48) höhere Anfangsinvestitionen. Das schlug sich auch in den Kosten für den Anwender nieder (1.000 $ vs. 750 $ für das Telefon, 1,40 bis 3 $ vs. 0,35 $ für die Gesprächsminute). Parallel zum Aufbau von Iridium und Globalstar vollzog sich auf der Erde ein rasanter Ausbau der konventionellen Mobilfunknetze. So blieb nur ein begrenzter Markt. Die Kommunikation in entlegenen Gegenden der Welt, die Übertragung von Meßdaten automatischer Stationen und militärische Anwendungen bestimmten nun das Bild. Der lukrative Massenmarkt konnte jedoch nicht durchdrungen werden. Gerade das Interesse des Militärs verhinderte dann immerhin die Umsetzung der ursprünglichen Pläne nach dem finanziellen Zusammenbruch, die vorsahen, die Satelliten gezielt zum Absturz zu bringen. Vielmehr unternahm die Iridium LLC im Dezember 2000 einen Neubeginn. Dieser war immerhin so erfolgreich, daß Anfang 2007 Pläne zum Aufbau eines Netzwerks der zweiten Generation verkündet wurden, der sich aber auch noch mehrere Jahre hinziehen sollte.