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SNOE (vorn) und BATSAT
BATSAT alias Teledesic T1 beim Hersteller OSC

Am 26.02.1998 hob das L-​1011  „Stargazer“ Trägerflugzeug der OSC von der Runway 30 der Vandenberg AFB ab und nahm Kurs auf das offene Meer. Unter dem Rumpf hing eine Pegasus-​XL Rakete, die zwei kleine Satelliten auf Bahnen im 500 km Höhenbereich bringen sollte. Der Aufstieg der Rakete nach dem Ausklinken vor der Küste Kaliforniens verlief planmäßig und sowohl SNOE, der Student Nitric Oxide Explorer, als auch BATSAT erreichten Bahnen, die annähernd den geplanten entsprachen. Allerdings doch mit einiger Abweichung von der angestrebten exakten Kreisbahn. SNOE war ein Projekt der University of Colorado in Boulder in Zusammenarbeit mit der NASA. Diese hatte 1994 die Student Explorer Demonstration Initiative ins Leben gerufen. Ziel war es, Studenten an verschiedenen Universitäten die Möglichkeit zu geben, eigene Satellitenprojekte zu verwirklichen. Im Februar 1995 wurden aus den Vorschlägen zunächst zwei ausgewählt, ein dritter, das (wegen Kostenüberschreitungen später eingestellte) CATSAT Projekt der University of New Hampshire, erhielt 1996 die Finanzierungszusage. Jedes der drei Teams wurde mit 4,5 Mio. $ finanziert, was für Entwurf und Bau sowie ein Jahr wissenschaftlichen Betriebs des Satelliten ausreichen sollte. Den Start übernahm die Orbital Sciences Corporation im Rahmen der Ultralite Expendable Launch Vehicle Vereinbarung mit der NASA. Diese erlaubte der OSC die gebuchte wissenschaftliche Nutzlast zusammen mit einer weiteren kommerziellen zu starten, was half, die Kosten zu senken. Als erste der drei Missionen wurde das SNOE Projekt verwirklicht. Der kleine Satellit war mit drei Instrumenten ausgerüstet. Ein UV-​Spektrometer zur Erstellung von vertikalen Profilen der Stickoxidkonzentration in der unteren Thermosphäre (100 bis 200 km Höhe), ein 2-​kanaliges Aurora-​Photometer zur Beobachtung des Polarlichtphänomens und ein 5-​kanaliges Photometer zur Messung der niedrigenergetischen solaren Röntgenstrahlung. Im Gegensatz zu den beiden anderen STEDI Missionen verlief das Unternehmen von SNOE sehr erfolgreich. So wurden u.a. Theorien bestätigt, wonach die Erde einer viel stärkeren Röntgenstrahlung in einem bisher nur wenig untersuchten Frequenzbereich ausgesetzt war. Über fünf Jahre lieferten die Instrumente des Satelliten wertvolle wissenschaftliche Daten.
Die kommerzielle Nutzlast der Rakete bestand diesmal aus BATSAT (Broadband Advanced Technologies Satellite), der im Auftrag der Teledesic LLC mitgeführt wurde und daher auch die Namen Teledesic 1 bzw. T1 trug. Teledesic plante Mitte der 1990er Jahre den Aufbau eines Netzwerks aus 288 Satelliten auf Bahnen im 1.400 km Höhenbereich für die globale Zweiwege-​Kommunikation. Angeboten werden sollten Breitband­internetdienste mit einer damals kaum vorstellbaren Geschwindigkeit von 100 Mbps (Uplink) bzw. 720 Mbps (Downlink). Doch zunächst mußte die Eignung des Ka-​Bands für diesen Zweck auch unter schwierigen Witterungsbedingungen nachgewiesen werden. Das war die Aufgabe von BATSAT. Die Orbital Sciences Corporation lieferte für die Mission einen MicroStar Triple-​Bus, der von Boeing mit Kommunikationstechnik ausgerüstet wurde. Über den Verlauf des Testprogramms verlautete seitens Teledesic nichts. Ob sich die von Mitbewerbern vorhergesehenen Probleme bei der Zweiwege-​Kommunikation mit vergleichsweise kleinen Antennen bestätigten oder sich die Einschätzung der Marktchancen veränderte, ist nicht bekannt. Die Krise der Mobilfunksysteme Iridium und Globalstar war für Teledesic sicher ein warnendes Beispiel. Dabei hatte man das ursprüngliche Konzept, das sogar den Start von 840(!) Satelliten auf 21 Bahnebenen in 700 km Höhe vorsah, bereits fallengelassen. Sagenhafte 9 Mrd. $ hätten die Investitionen hierfür betragen. Die für die Frequenzvergabe zuständige US Behörde FCC hatte die Vergabe der Ka-​Band Frequenzen an die Auflage gebunden, spätestens im September 2004 den ersten Satelliten in Dienst zu stellen. Und obwohl u.a. Microsoft und ein saudischer Prinz zu den Financiers des Projekts gehörten, mußte im Oktober 2002 der Bau des ersten Satelliten für die auf 30 Exemplare geschrumpfte Starter-​Konstellation eingestellt werden. Am 27.06.2003 teilte Teledesic der FCC mit, daß man das „Internet-​in-​the-​Sky“ Projekt nicht weiter verfolgen und die Nutzungsrechte an den Frequenzen zurückgeben werde.