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Start der beiden ersten Jamal Satelliten
die beiden Jamal-100 Satelliten in Startkonfiguration

Erstmals in der langen Geschichte der Proton wurde am 06.09.1999 eine derartige Rakete zum Start von gleich zwei geostationären Kommunikationssatelliten eingesetzt. Die Proton-​K 8K82 K mit Block DM-​2M 11S861-​01 Bugsierstufe startete vom Kosmodrom Baikonur, auch das ein Novum, im Auftrag des russischen Gaskonzerns Gasprom. An Bord hatte sie die beiden Kommunikationssatelliten Jamal 101 und Jamal 102. Sie wurden mit der Viertstufe zunächst auf eine geostationäre Übergangsbahn befördert, bevor zwei weitere Brennsequenzen des Block DM-​2 M sie auf eine Synchronbahn anhoben. Dort ließen sich allerdings die Solarzellenflächen von Jamal 101 nicht entfalten, so daß der Satellit zunächst nur bedingt einsatzbereit war und schließlich aufgegeben werden mußte. Betreiber der Satelliten war die Gasprom Tochter Gascom, die den rund 300.000 Angestellten des Konzerns in den entlegenen Gebieten Sibiriens über die Satelliten Kommunikationsverbindungen sowie Rundfunk– und Fernsehprogramme zur Verfügung stellen wollte. Außerdem wurden aber auch Daten-​, Telefonie– und Faxübertragungen des Unternehmens über die Satelliten vorgenommen. Ferner erfolgte das Monitoring der Pipelines teilweise über die Satelliten, indem Telemetriedaten zunächst an ein Netz größerer Bodenstationen und von dort in die Zentrale des Konzerns nach Moskau übermittelt wurden. Die Jamal 100 Satelliten waren nach zehn Jahren Pause die ersten Kommunikationssatelliten aus dem Energija Konstruktionsbüro. Jamal 102, der im Gegensatz zu seinem Zwilling Jamal 101 ohne Probleme in Betrieb genommen werden konnte, übertraf zur Freude seines Herstellers und des Betreibers sogar die erwartete Lebensdauer. Erst am 09.08.2010 wurde er aus der Synchronbahn herausgenommen und auf einen „Friedhofsorbit“ angehoben, bevor er abgeschaltet wurde.
Der Start vom 06.09.1999 markierte auch die Rückkehr der Proton in den Startbetrieb, nachdem Kasachstan als Ergebnis eines Fehlstarts am 05.07.1999 ein Startverbot ausgesprochen hatte. Trümmer der Rakete waren auch über bewohntem Gebiet niedergegangen, darunter ein 200 kg schweres Teil im Hinterhof eines Hauses in der Siedlung Karbushevka. Dazu kam eine Wolke giftigen Treibstoffs, die sich großflächig verteilte.