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Start der ersten Sojus-U Fregat Raketenkombination
Fregat Stufe mit dem IRDT-1 Experiment vor dem Start
die Überreste des IRDT-1 Wiedereintrittsexperiments

Beim ersten Testflug der neuen Raketenkombination Sojus-​U 11A511U mit Fregat 14S44 Manövrierstufe gelangten am 08.02.2000 neben einem Dummy-​Satelliten die Endstufe und das Wiedereintrittsexperiment IRDT 1 (Inflatable Re-​Entry and Descent Technology) auf die Umlaufbahn. Der ursprünglich für einen Mitflug vorgesehene argentinische Satellit m-​SAT 2  war nicht rechtzeitig startbereit gewesen. Das Konzept eines aufblasbaren Wiedereintrittskörpers stammte noch aus dem sowjetischen Marslandeprogramm und sollte eigentlich bei der fehlgeschlagenen Mars 96 Mission seine Premiere feiern. Nun hatte die ESA die Weiterentwicklung und einen Testflug finanziell abgesichert. Das Konzept sah einen aufblasbaren „Kragen“ vor, der die eigentliche Nutzlast umschloß und sich vor dem Eintritt in die dichteren Atmosphärenschichten zu einem konischen Wiedereintrittskörper entfaltete. Das zweistufige System bot nicht nur Schutz vor den hohen Temperaturen, sondern sollte die Geschwindigkeit auch soweit abbremsen, daß kein Fallschirm notwendig war. Der für den 27.01.2000 geplante Start der Mission hatte sich um einige Tage verzögert, weil der Start eines Progress-​Raumschiffs zur Raumstation Mir höchste Priorität erhalten hatte. Am Reservetermin bewährte sich aber die neue Raketenkombination. Sowohl die altgediente Sojus-​U als auch die neue Manövrierstufe funktionierten planmäßig. Nach fünf Erdumläufen (und nachdem die Fregat mit ihrer Nutzlast aus 600 km auf 150 km Bahnhöhe abgebremst hatte) wurde die Landesequenz der Testnutzlast ausgelöst. Das 112 kg Nutzlastpaket umfaßte u.a. ein GNC Sensorpaket mit Faserkreiseln und Beschleunigungssensoren, eine Kamera mit Panoramaoptik und den FIPEX Gas-​Sensor zur Messung atomaren und molekularen Sauerstoffs. Der Konus entfaltete sich, wie sich später zeigte, aber nicht vollständig. Ursache war wohl ein Riß in einer der Kammern. Dennoch gelang der Abstieg des IRDT „Demonstrator“ und auch die Landung erfolgte noch annähernd im vorgesehenen Zielgebiet (50 km hinter dem berechneten Punkt nahe Orenburg und schon jenseits der russisch-​kasachischen Grenze). Aufgrund der Schäden am aufblasbaren Schild erfolgte der Abstieg aber mit höherer Geschwindigkeit als vorgesehen und endete mit einer ziemlich harten Landung mit geschätzten 35 ms–1 . Trotz eines im Landegebiet tobenden Schneesturms konnte das IRDT Instrumentenpaket nach mehrtägiger Suche von einer Hubschrauberbesatzung lokalisiert und geborgen werden. Die Auswertung bestätigte die grundsätzliche Funktionsweise des IRDT Konzepts. Auch die Fregat Oberstufe sollte eigentlich ebenfalls mittels der IRDT Technologie zur Erde zurückkehren. Obwohl die Telemetriedaten die Landung zu bestätigen schienen, konnte sie aber nie gefunden werden. Möglicherweise kamen den Bergungsmannschaften lokale Schrottsammler zuvor, so eine Theorie. Trotz des vielversprechenden Starts war dem IRDT System kein weiterer Erfolg beschieden. Alle folgenden suborbitalen Erprobungsflüge scheiterten aus jeweils nicht restlos zu klärenden Gründen. Die Hoffnung, eine kostengünstige Lösung für den Rücktransport von Nutzlasten von der ISS zur Erde entwickeln zu können, zerschlug sich derart jedenfalls.