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Start der STS-99 Mission
Blick auf den Mastfuß des X-SAR Radars
der 60 m lange Mast mit dem X-SAR Radar
Blick in die Nutzlastbucht während der SRTM Mission
der japanische Vulkan Kagatake als 3D-Modell aus SRTM Daten
die „Endeav­our“ im Landeanflug nach der SRTM

Die erste bemannte Mission des neuen Jahrtausends begann am 11.02.2000 um 17:44 UTC mit dem Start des US Space Shuttle „Endeavour“ von Cape Canaveral. Ursprünglich war die Mission STS-​99  beeits für September 1999 geplant gewesen, doch diverse technische Probleme hatten mehrfach zur Verschiebung des Starttermins geführt. Sorgen bereiteten vor allem Verkabelungsprobleme in der Elektrik des Orbiters. Anfang 2000 waren die Probleme aber überwunden und der Countdown lief für einen Start am 31.01.2000. Doch eine Regenfront über Florida machte eine 24-​stündige Verschiebung notwendig. Zudem waren während des Countdowns Schwierigkeiten mit einem Master Events Controller (MEC) aufgetreten und die NASA entschied, als deren Ursprung nicht zu klären war, am 01.02.2000 diesen auszutauschen. Das würde mindestens eine Woche dauern, woraufhin die NASA den Start neu für den 11.02.2000 ansetzte. Die Mission „Endeavour“ F-​14  war eine Wissenschaftsmission im Zeichen der Erderkundung. Ziel war es, etwa 70% der Erdoberfläche mit einem hochauflösenden Radarsystem zu kartografieren und die Basis für ein dreidimensionales Kartenwerk in bisher nicht dagewesener Qualität zu liefern. An der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Shuttle Radar Topography Mission (SRTM) waren u.a. Experten der amerikanischen National Imagery and Mapping Agency (NIMA), der NASA, des deutschen DLR und der italienischen ASI beteiligt. Ein kleiner Teil der NIMA Daten stand exklusiv dem Department of Defense zur Verfügung. Die NIMA trug einen erheblichen Teil der Kosten der Mission, während sich DLR und ASI mit dem X-​SAR Radar an dem Unternehmen beteiligten. Dieses leistungsfähige X-​Band Radar konnte an einer 60,95 m langen Gittermaststruktur aus der Nutzlastbucht ausgefahren werden, in der zudem das NASA SIR-​C C-​Band Radar fest montiert war. Aufgrund des Abstandes beider Radarsysteme ergaben sich minimale Laufzeitunterschiede der Signale, aus denen ein auf ca. 6 Meter genaues Höhenmodell der Erde berechnet werden konnte (Radarinterferometrie). Nachdem Kommandant Kevin Kregel und Pilot Dominic Gorie die „Endeavour“ in den Arbeitsorbit eingesteuert und mit der Nutzlastbucht zur Erde ausgerichtet hatten, konnten die Missionsspezialisten Janet Kavandi, Janice Voss, Mamoru Mohri (Japan) und Gerhard Thiele (Deutschland) ihre Arbeit aufnehmen. Fünf Stunden nach dem Start begann das Entfalten des Gittermastes mit dem X-​SAR Radar. Zur großen Erleichterung verlief das Manöver, bei dem keines der 87 Segmente aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, Titan und rostfreiem Stahl versagen durfte, reibungslos. Nach siebzehn Miniten rasteten die letzten Elemente in den vorgesehenen Positionen ein. Damit war die bis dahin größte massive Struktur im Weltraum aufgebaut worden. Am zweiten Tag im All zündete Kommandant Kregel mehrfach die Manövertriebwerke des Shuttle, um im Auftrag der Ingenieure das Verhalten der Mastkonstruktion unter solchen Belastungen zu bestimmen. Mit 20 cm Durchbiegung blieben die Werte innerhalb der angenommenen Grenzen. Probleme bereitete dagegen ein kleines Steuertriebwerk an der Mastspitze. Dieses wurde benötigt, um diesen in der Arbeitsposition zu halten, funktionierte aber nicht korrekt. Vorläufig konnte der Orbiter dies ausgleichen, verbrauchte dafür aber zuviel Treibstoff, um die Mission erfolgreich beenden zu können. Im Kontrollzentrum wurden daher Maßnahmen zur Reduzierung des Treibstoffverbrauchs erarbeitet. Mit Erfolg. Die Manöver für den Betrieb des Radars konnten optimiert werden und auf ein Routine-​Bahnkorrekturmanöver wurde ganz verzichtet. Auch wurde beschlossen, auf das Ablassen von Abwasser zu verzichten, was sonst wieder mit dem Einsatz der Triebwerke verbunden gewesen wäre. Damit konnte die Kartierung der Erde, die einen Bereich etwa zwischen dem 60. nördlichen und dem 56. südlichen Breitengrad umfaßte, über die volle geplante Dauer laufen. Parallel dazu lieferte die Kamera „Earthcam“ mehrere Tausend Erdaufnahmen. Nach neun Tagen, achzehn Stunden und zehn Minuten Betrieb wurde die Radarmission beendet. Am 21.02.2000 begann das Einfahren des Radarauslegers. Während dieses Manöver problemlos in achtzehn Minuten abgeschlossen war, bereitete das Schließen des Transportcontainers in der Nutzlastbucht Schwierigkeiten. Erst nachdem die Nutzlastbucht etwas in der Sonne erwärmt worden war, rasteten die Verschlüsse ein. Damit begannen auch schon die Vorbereitungen auf die Rückkehr zur Erde. Zwar mußte man die erste Landegelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, da die Seitenwinde über der Runway des KSC zu stark waren. Doch die Prognose versprach eine kurzzeitige Besserung und so konnte die „Endeavour“ tatsächlich einen Orbit später zur Landung ansetzen. Nach 269:39 h setzte der Orbiter am 22.02.2000 um 23:22 UTC auf der Runway 33 sicher auf. Die Auswertung der auf zahllosen Magnetbändern aufgezeichneten Radardaten sollte die Wissenschaftler noch Jahre beschäftigen.