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ACeS / Garuda Satellit im Modell

Eine Proton-​K 8K82 K mit Block-​DM3 11S861-​01 Viertstufe startete am 12.02.2000 im Auftrag des Startdienstleisters ILS vom Kosmodrom Baikonur in der kasachischen Steppe. An Bord der Rakete befand sich der Kommunikationssatellit Garuda 1 alias ACeS 1, mit 4.500 kg die schwerste bis dahin von einer kommerziellen Proton-​K transportierte Nutzlast und mit über 6 m Höhe auch die größte. Eigner des Satelliten war die auf den Bermudas registrierte Betreibergesellschaft Asia Cellular Satellite International. Diese war von den Telekommunikationsunternehmen Pasifik Satelit Nusantara (Indonesien), Philippines Long Distance Telephone Company (Phillipinen), Lockheed Martin Global Telecommunications (USA) und Jasmine International Overseas Company Ltd. (Thailand) gegründet worden. Ziel war es, mit einem geostationären Satelliten Dienste für den Mobilfunkmarkt in Asien anzubieten. Lockheed Martin Commercial Space Systems entwickelte daraufhin auf Basis des A2100 Erfolgsmodells eine neue Variante für den speziellen Einsatzzweck. Mit seinen gewaltigen Solarzellenauslegern, die 14 kW zu Beginn und immer noch 9 kW gegen Ende der Lebensdauer liefern sollten, und zwei riesigen 12 m Antennen war das A2100AXX Modell eines der leistungsfähigsten seiner Zeit. Die Kommunikation mit den festen Terminals in der Ausleuchtzone erfolgte im C-​Band, während die Mobiltelefone direkt im L-​Band angesprochen wurden. Dazu verfügte der Satellit über 88 L-​Band Transponder, die 140 steuerbare Spot-​Beams über ganz Asien bedienen konnten. 60% der Weltbevölkerung, knapp 3,5 Mrd. Menschen, lebten in der Sendezone. Angesichts der Masse des Satelliten, die die absolute Obergrenze der Nutzlastkapazität der Rakete markierte, mußte die Block-​DM3  Endstufe dreimal statt der üblichen zweimal gezündet werden, um Garuda 1 auf eine Transferbahn zu befördern. Nachdem der Satellit seine Arbeitsposition bei 123° Ost eingenommen hatte, zeigten sich aber Probleme mit dem L-​Band System, was die Kapazität von projektierten 2 auf 1,4 Mio. Telefonate pro Tag sinken ließ. ACeS machte erfolgreich einen Versicherungsanspruch in Höhe von 101,5 Mio. $ geltend. Weitere Defekte, diesmal vor allem im Energieversorgungssystem, reduzierten die Kapazitäten in den folgenden Jahren weiter auf schließlich unter 50%. ACeS stand immer wieder am Rande der Zahlungsunfähigkeit, da die nur etwa 20.000 zahlenden Kunden kaum reichten den Betrieb aufrechtzuerhalten. An den ursprünglich geplanten Start eines zweiten Satelliten war gar nicht zu denken. Ein erneuter Ausfall von Garuda 1 Anfang 2015 endete mit dem Einschuß des Satelliten auf einem „Friedhofsorbit“ minimal über der geostationären Bahnhöhe und bedeutete dann wohl auch das Ende des Unternehmens.