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ASTRO-E vor dem Schließen der Nutzlastverkleidung

Das seit Jahren erfolgsverwöhnte japanische ISAS erlitt am 10.02.2000 einen kostspieligen Rückschlag, als die dritte Mu M-​V kurze Zeit nach dem Start außer Kontrolle geriet. Zweimal war der Start zuvor verschoben worden, zunächst wegen Sturms und Schneefalls in Kagoshima, dann wegen Problemen mit einer Bodenstation in Miyazaki. Nun fand der Start aber bei idealen äußeren Bedingungen statt. Doch nach 25 s Flug registrierten Sensoren eine ungewöhnliche Vibration und nach 41 s brach ein Teil der keramischen Düsenverkleidung der Erststufe unter dieser Belastung aus. Nach etwa einer Minute Flug konnte die Schubvektorkontrolle die Rakete nicht mehr stabilisieren, die ihren Flug dennoch mit zunehmender Abweichung weiter fortsetzte. Obwohl die Oberstufen planmäßig zündeten (nachdem ihnen noch Korrekturdaten übermittelt worden waren), konnte unter diesen Umständen keine stabile Bahn erreicht werden. Das Perigäum lag wohl nur bei 80 km. Vermutlich verglühte die Nutzlast, der Astronomiesatellit ASTRO-​E („Hiryu“) bereits nach weniger als einem Erdumlauf. Der Satellit war mit drei Instrumenten für Forschungen im Röntgenbereich ausgerüstet. Das Röntgenspektrometer XRS (X-​Ray Spectrometer), das bildgebende Röntgenspektrometer XIS (X-​ray Imaging Spectrometer) und das Röntgenstrahlungsdetektor-​Set HXD (Hard X-​ray imaging Detectors) bildeten gemeinsam mit dem XRT (X-​Ray Telescope) die wissenschaftliche Ausrüstung, die gemeinsam von japanischen und US-​Wissenschaftlern konzipiert worden war. Ziel der Mission war es gewesen, eine breitbandige und doch hochauflösende und hochempfindliche spektroskopische Erkundung von Röntgenstrahlungsquellen vorzunehmen, wobei auch geringste Unterschiede zwischen Strahlungsquellen noch registriert werden konnten. Der abgedeckte Energiebereich ging dabei von 0,4 bis etwa 700 keV. Das Institute of Space and Astronautical Science ging nach dem Verlust der Mission sowohl ein aufwendiges Re-​Design der Trägerrakete als auch den Bau eines Ersatzsatelliten an. Beide Projekte konnten erfolgreich abgeschossen werden.