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der MTI Satellit

Eine Taurus-​1110 (ARPA-​Taurus) startete am 12.03.2000 von der Vandenberg AFB und transportierte den militärischen Experimentalsatelliten MTI auf eine Bahn in knapp 600 km Höhe. Zwei Wochen zuvor waren die Startvorbereitungen noch kurzfristig abgebrochen worden, als sich herausgestellt hatte, daß ein Atoll in Französisch Polynesien, welches sich vermeintlich in der Fallzone der augebrannten dritten Raketenstufe befand, entgegen aller Annahmen nicht unbewohnt war. Schließlich zeigte sich aber, daß die geschätzt 200 dort lebenden Menschen nicht gefährdet waren. Die Multispectral Thermal Imager Mission war in den Sandia National Laboratories für das USAF STP (Space Test Program) P97-​3  Projekt entwickelt worden. Der Satellitenbus stammte von Ball Aerospace und war mit einem Teleskop ausgerüstet, das 15 Spektralbänder (vom sichtbaren Bereich bis zum langwelligen Infrarot) abdeckte. Sekundäre Nutzlast war ein tschechisches High-​energy X-​ray Spectrometer (HXRS), das von der NOAA ko-​finanziert worden war. Dieses Experiment diente der Beobachtung solarer Flares und hochenergetischer Partikelströme während des Höhepunkts des 23. solaren Zyklus. Hauptaufgabe des Satelliten war aber die Erprobung neuer Technologien und Instrumente zur Lokalisierung und Charakterisierung möglicher Produktionsstätten von Massenvernichtungswaffen. Nach einem problemlosen Start und einer zunächst unauffälligen frühen Inbetriebnahmephase schalteten sich am 15.03.2000 zahlreiche Bordsysteme von MTI ab, weil es zu Problemen bei der Energieversorgung gekommen war. Die Situation entwickelte sich rasch bedrohlich, konnte aber schließlich stabilisiert werden. Nach drei Monaten war auch die Kalibrierung der Instrumente abgeschlossen und der Satellit lieferte herausragende Sensordaten, die sich auch zivil als sehr wertvoll erwiesen. Die projektierte ein– bis dreijährige Lebensdauer übertraf MTI dabei deutlich, allerdings mit deutlichen Altersschäden diverser Systeme. Dennoch lieferte der Satellit auch nach zehn Jahren noch wertvolle wissenschaftliche Daten.