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die Ariane-5G V135 auf dem Starttisch
PanAmSat 1R vor dem Aufsetzen der Nutzlastverkleidung
AMSAT-OSCAR 40 in der ASAP Struktur umgeben von den beiden STRV Satelliten

Erstmals wurde am 16.11.2000 beim Start einer Ariane 5 die ASAP-​5  Struktur eingesetzt, deren Vorläufermodell bereits bei einer Reihe von Ariane 4 Missionen zum Transport kleiner sekundärer Nutzlasten genutzt worden war. Primäre Nutzlast der Ariane-5G beim Flug V135 war der US Kommunikationssatellit PanAmSat 1R. Dieser war im August 1997 noch als Galaxy 14 bei Hughes Space and Communications bestellt worden. Es war nach der Galaxy 11 Bestellung (ebenfalls durch die PanAmSat Corp., die das Hughes Galaxy System übernommen hatte) der zweite Auftrag für einen der neuen HS-​702  Satelliten. Deren frühe Modelle zeichneten sich durch den Einsatz sogenannter „Konzentratoren“ aus, einem speziellen Reflektor-​Design, das die Energieausbeute der Solarzellenflächen erhöhen sollte. Wie sich später zeigte, „erblindeten“ die Spiegel jedoch rasch, so daß die Energieausbeute auf ein Niveau absank, das den gleichzeitigen Betrieb aller Transponder nicht mehr zuließ. Das wußte aber zum damaligen Zeitpunkt noch niemand. Und so erwartete PanAmSat mit dem Start von PAS 1R eine erhebliche Verstärkung seiner Flotte. Schließlich verfügte der Satellit über jeweils 36 aktive C– und Ku-​Band Transponder, was eine Verdopplung gegenüber PAS 1 war, den er ablösen sollte. Und die verfügbare Energie am Ende der 15-​jährigen Lebensdauer war mit noch immer über 14 kW garantiert (ein Trugschluß, wie sich zeigen sollte). Stationiert wurde der Satellit über dem Atlantik bei 45° West, womit sein Versorgungsgebiet Nord-​, Mittel– und Südamerika, Afrika und Europa umfaßte. Ende Februar 2001 nahm PAS 1R seinen regulären Betrieb auf, wobei er nicht nur Fernsehprogramme sowie Daten– und Videosignale übertrug, sondern auch in bedeutendem Umfang der Breitband-​Internetanbindung von Regionen mit gering entwickelter Infrastruktur diente. Mit der Übernahme von PanAmSat durch die Intelsat erhielt der Satellit den neuen Namen Intelsat 1R. 2010 trat Intelsat IS-​14  seine Nachfolge an, woraufhin Intelsat 1R auf 50° West verschoben wurde. Als dort Anfang 2016 Intelsat 29e seine Nachfolge angetreten hatte, wurde Intelsat 1R schließlich auf einen „Friedhofsorbit“ angehoben und deaktiviert.
Auf der ASAP (Ariane Structure for Auxilary Payloads) Plattform waren drei kleinere Nutzlast untergebracht, die bei diesem Start auf geostationäre Transferbahnen gelangten. Dabei handelte es sich einerseits um den deutschen Amateurfunksatelliten AMSAT-​OSCAR 40 (AO-​40) und andererseits um zwei britische STRV (Space Technology Research Vehicle). Das AMSAT Phase 3-​D Projekt (kurz P3D) verkörperte das bis dahin weitaus anspruchsvollste Satellitenprojekt der weltweiten Amateurfunkgemeinde. Mit einem Startgewicht von 650 kg war es der schwerste und komplexeste bis dahin gebaute Amateurfunksatellit. Er verfügte über fünf Empfänger für das HF-​, VHF/UHF-​, L-​, S– und C-​Band. Dazu kamen sieben Sender für das HF-​, K-​, VHF/UHF-​, S– und X-​Band. Um den Energiebedarf von 250 W zu decken, erhielt der Satellit ausklappbare Solarzellenflächen. Die weitere Ausrüstung umfaßte zwei Monitore zur Beobachtung der Kosmischen Strahlung, eine passive Ionosphären-​Sonde, zwei steuerbare Kameras (SCOPE: Spacecraft Camera experiment for Observation of Planets and the Earth) und einen GPS-​Empfänger zur Positionsbestimmung. Ein Novum war auch der Einsatz eines eigenen Apogäumstriebwerks. Bei dem verbauten MBB S400 Triebwerk handelte es sich um das einstige Reservetriebwerk der Galileo Jupitersonde. Als weltweit erster Satellit erhielt P3D zudem ein thermisches Lichtbogentriebwerk (Arcjet). Das 1990 initiierte P3D Projekt zeigte aber auch die Grenzen der von Amateuren beherrschbaren Entwicklungen auf. Finanziell belastete das Projekt die AMSAT Mitglieder stark und ohne die Unterstützung von Industriepartnern wäre die Realisierung unmöglich gewesen. In der Projektphase wurde das Konzept des Satelliten auch nochmals umgestellt und der Bus an einen Start mit der Ariane 5 angepaßt. 1999 konnte schließlich der Startvertrag mit Arianespace unterzeichnet werden. Nach dem geglückten Start sollte am 13.12.2000 das S400 Apogäumstriebwerk des Satelliten gezündet werden. Doch dabei kam es zu einem ernsten Zwischenfall. Ein Ventil blockierte, so daß die Brenndauer des Triebwerks viel höher als geplant ausfiel. Das führte letztlich zu einer Überhitzung und wohl zum Platzen einer Treibstoffleitung. Jedenfalls fielen schlagartig zahlreiche Systeme des Satelliten aus, die gesamte Kommunikation mit dem Satelliten brach zusammen. Am 25.12.2000 gelang es jedoch mit Unterstützung von Funkamateuren und Bodenstationen in aller Welt AO-​40  wieder zu aktivieren. Wie sich zeigte, waren die Schäden aber beträchtlich. Lediglich die beiden S-​Band Sender und die Hochgewinn-​Antennen waren noch funktionstüchtig, ebenso alle Empfänger. Trotz dieses Rückschlags konnte AO-​40  noch fast vier Jahre betrieben werden, bevor ein Batteriedefekt den Kontakt endgültig unterbrach.
Die beiden würfelförmigen STRV 1 Satelliten waren hingegen von der DERA (Defence Evaluation and Research Agency), dem früheren Royal Aircraft Establishment, gebaut worden. Beide dienten technologischen Zwecken. STRV 1c sollte dabei die Alterung von Materialien und Komponenten unter den harten Strahlungsbedingungen, die auf einem geostationären Transferorbit herrschen, untersuchen. An der Ausrüstung von STRV 1d hatte sich das NRL aus den USA mit dem Experiment S97-​2  beteiligt. Weiterhin waren Experimente mit einer Kamera, dem Bordcomputer und anderen Systemen vorgesehen. Insgesamt flogen 25 Versuchsanordnungen aus Großbritannien, den USA und Europa auf den beiden Satelliten. Diese fielen jedoch innerhalb von zwei Wochen aus, als ihre Kommandoempfänger versagten, was die Mission praktisch beendete. Eine Untersuchung ergab, daß wegen eines Designfehlers ein Relais Dauerstrom erhielt, was zu einer Überlastung und dem Auslösen mehrerer Sicherungen geführt hatte. Alle über einen Zeitraum von sechs Monaten unternommenen Versuche, wieder die Kontrolle über die Satelliten zu erlangen, blieben ergebnislos und wurden schließlich aufgegeben.