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die Titan-IVB mit dem letzten Milstar Satelliten
Milstar F6 auf der letzten Raketenstufe

Der sechste und letzte Milstar Kommunikationssatellit erreichte am 08.04.2003 mit rund drei Monaten Verspätung seine vorgesehene Bahn. Wie seine drei unmittelbaren Vorgänger zählte der Satellit zum Block-​II Baulos, das gegenüber den ersten beiden Milstar Exemplaren erhebliche Verbesserungen aufwies. Die von Boeing gebauten Military Strategic & Tactical Relay Satelliten sollten helfen, die US Streitkräfte mit einem globalen störungsresistenten Kommunikationsnetz zu versorgen. Das Milstar System ließ die Kommunikation mit und zwischen festen Bodenstationen, mobilen Terminals und anderen Satelliten zu. Höchste Abhörsicherheit, Störfestigkeit und Autonomie waren bei der Ausschreibung gefordert worden. Ursprünglich war ein System von bis zu zwanzig dieser „doomsday messenger“ Satelliten geplant gewesen. Diese sollten die militärische Kommunikation auch im Falle eines globalen atomaren Konflikts sicherstellen. Doch mit dem Ende des Kalten Krieges wandelte sich die Aufgabenstellung. Anfangs befriedigte allerdings die Kapazität der von TRW gelieferten low-​data-​rate Kommunikationsnutzlast, die noch dem ursprünglichen Konzept entsprang, die Anwender nicht. Mit der Einführung einer medium-​data-​rate Nutzlast bei den Block-​II Satelliten wurden die Milstar aber zu einem wichtigen Bestandteil der überarbeiteten US Militärstrategie. Milstar 2 – 04  bzw. DFS 6 (Development Flight Satellite) startete mit einer Titan-​401 B Centaur-​T von Cape Canaveral. Da die RL10 Triebwerke in der Centaur Oberstufe der Rakete einer neueren Baureihe entstammten, als jene der vorangegangenen Mission im Januar 2002, hatte man sich in letzter Minute entschieden, auch die Steuersoftware der Stufe zu überarbeiten, um befürchteten Treibstoffoszillationen zuvorzukommen. Zudem mußte die Titan Rakete besonders gründlich inspiziert werden, stand sie doch bereits seit dem 11.02.2002 auf der Rampe. Ursprünglich sollte sie dem Start einer geheimen NRO Nutzlast dienen. Doch diese war zum vorgesehenen Termin 28.04.2002 nicht startklar. Als auch weitere Termine ergebnislos verstrichen, entschied sich die USAF Ende 2002 dafür, die Raketen (ohne die Centaur Oberstufe) zwischen der NRO– und der Milstar-​Mission zu tauschen. Nach mehreren vergeblichen Anläufen wurde der offiziell als USA 169 bezeichnete Satellit schließlich in einer 6½-​stündigen Mission von der Centaur Oberstufe planmäßig auf seine Synchronbahn befördert und problemlos in Dienst gestellt. Anfang Juni 2020 verließ Milstar 6 seine geostationäre Position über 120° West und begann gen Westen zu driften. Berichten zufolge war er außer Dienst gestellt worden.