Address:
Donald Pettit beim Verlassen der Luftschleuse am „Quest“ Modul

Der tragische Verlust der US Raumfähre „Columbia“ am 01.02.2003 bedeutete nicht nur für das Space Shuttle Programm eine tiefgreifende Zäsur. Auch die Fortführung des ISS Projekts stand zur Disposition. Relativ schnell wurden Ideen, die ISS aufzugeben, zurückgewiesen. Doch mußte man sich auf einen längeren Betrieb ohne die Unterstützung des Space Shuttle einstellen. Neue Module würde es auf absehbare Zeit also nicht geben und die Versorgung wäre vollständig abhängig von den russischen Progress Frachtern. Da diese aber nur eine vergleichsweise bescheidene Kapazität hatten und ihre Startrate kurzfristig nicht zu steigern war, sollte zukünftig nur noch eine zweiköpfige „Rumpfbesatzung“ den Betrieb der ISS aufrechterhalten. Forschungen würden auf ein Minimum reduziert werden müssen. Die Instandhaltung bekam Priorität. Daher nutzte die Flugleitung am 08.04.2003 die vorläufig letzte Gelegenheit, ein Außenbordmanöver mit einer dreiköpfigen Crew zu unternehmen. Während ihnen ihr russischer Kollege Nikolai Budarin aus dem Inneren der ISS assistierte, widmeten sich Kommandant Kenneth Bowersox und Bordingenieur Donald Pettit sofort nach dem Verlassen der Luftschleuse des „Quest“ Moduls um 12:40 UTC ihren individuellen Aufgaben. Bowersox verschaltete elektrische Verbindungen zwischen dem S0 Truss und den angrenzenden S1 und P1 Tragwerksegmenten. Nächste Aufgabe war die Inspektion eines Heizelements eines Stickstofftanks am P1 Segment. Dieses war vor einiger Zeit ausgefallen, doch konnte Bowersox keinen Defekt ausmachen. Unterdessen ersetzte Pettit eine Steuerbox am Mobile Transporter, welche seit einigen Wochen durch sporadische Ausfälle aufgefallen war. Gemeinsam widmeten sich die beiden Astronauten dann der wichtigsten Aufgabe ihrer EVA. Da eine der Kreiselplattformen, mit denen die ISS in der Bahn ausgerichtet werden konnte, bereits vor knapp einem Jahr ausgefallen war und Ersatz erst mit Wiederaufnahme der Shuttle Flüge erwartet werden konnte, mußten die verbliebenen drei Gyroskope bestmöglich gegen Ausfälle gesichert werden. Eine Befürchtung war, daß ein simpler elektrischer Defekt gleich zwei Kreisel lahmlegen konnte. Daher verkabelten Bowersox und Pettit die CMGs (Control Moment Gyroscopes) Nr. 2 und Nr. 3 neu, so daß sie nun an unabhängigen Stromkreisen angeschlossen waren. Nach dem Abschluß dieser Arbeit widmeten sie sich noch einigen kleineren Arbeiten und konnten zuletzt auch noch den Scheinwerferausleger für die Crew and Equipment Translation Aid freibekommen. Bei ihrer letzten EVA hatte ein klemmender Sicherungsbolzen das Ausklappen verhindert. Nun brachten einige Schläge mit dem Hammer den Erfolg. Insgesamt dauerte der Außenbordaufenthalt 6:26 h.