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Start von Progress M-47
Progress M-47 im Anflug auf die ISS

Exakt 23 Stunden nach dem tragischen Verlust der Raumfähre „Columbia“ bei der Rückkehr von einer erfolgreichen Wissenschaftsmission startete in Baikonur eine Sojus-​U 11A511U Rakete mit Nachschub für die Besatzung der ISS. Während man auf der Erde mit der Suche nach den Ursachen des Unglücks begonnen hatte lief gleichzeitig eine heftige Debatte darüber, ob nun nicht die ISS evakuiert werden müßte. Klar war, daß auf absehbare Zeit keine Versorgungsflüge mit dem Shuttle möglich sein würden. Vielleicht mußte das Shuttle Programm auch endgültig eingestellt werden. Doch die amerikanischen Experten entschieden sich ebenso wie ihre russischen Kollegen gegen eine Evakuierung. Noch verfügte die Raumstation über ausreichend Vorräte für eine dreiköpfige Besatzung. Eine Sojus Rettungskapsel war jederzeit verfügbar und Progress Raumtransporter konnten zumindest den notwendigsten Nachschub sicherstellen. Ob es dagegen gelingen würde, eine längere Zeit unbemannte Raumstation wieder in Betrieb zu nehmen, war fraglich. Die Sowjetunion hatte mehrere ihrer Saljut Raumstationen im unbemannten Betrieb verloren. Also wurde entschieden, den zum Start bereitstehenden nächsten Progress Raumtransporter ganz wie vorgesehen zu starten. Am 02.02.2003 um 13:00 UTC hob die Rakete mit Progress M-​47  von Baikonur ab. Nach den üblichen Bahnmanövern dockte die ISS-​10P Nachschubmission am 04.04.2003 um 14:49 UTC am Docking-​Port des „Swjesda“ Moduls an. 370 kg frische Lebensmittel, 70 l Trinkwasser, 50 kg Sauerstoff, Ersatzteile, Nachschub an wissenschaftlichen Experimenten und vor allem 870 kg Treibstoff erreichten so die ISS. Für einige Monate war damit der weitere Betrieb der Station gesichert. Bis zum 27.08.2003 unterstützte Progress M-​47  mit seinen Triebwerken zudem die ISS bei ihren Bahnmanövern. Dann wurde der Frachter um 22:48 UTC abgekoppelt und am nächsten Morgen (nach Weltzeit) gegen 02:38 UTC mit dem letzten Treibstoff zum Absturz gebracht. Auf der Erde hatte man unterdessen einen tragfähigen Notfallplan zum Weiterbetrieb der ISS erarbeitet. Die Mannschaftsstärke wurde auf zwei Raumfahrer reduziert, während gleichzeitig in Rußland mehr Progress Transporter in Auftrag gegeben wurden. Letztere Entscheidung war ein Politikum, da die NASA eigentlich keine weiteren russischen Raketenstarts kaufen durfte. Dies war im INA Gesetz (Iran Nonproliferation Act) festgelegt, mit dem Rußland für den laxen Umgang bei der Lieferung von Atom– und Raketentechnologie an den Iran bestraft werden sollte.