Address:
Start der Delta 7320 mit ICESat und CHIPSat
ICESat vor dem Schließen der Nutzlastverkleidung
CHIPSat in der RH-DPAF

Unter dem Namen EOS-​LAM (Earth Observation System — Laser Altimetry Mission) projektierte die NASA einen Erderkundungssatelliten für ihr Earth Observing System. Ausgerüstet mit einem Geoscience Laser Altimeter System (GLAS) sollte der Satellit über einen Zeitraum von mehreren Jahren die Dicke der Eisschichten in der Antarktis und auf Grönland mit höchster Präzision vermessen. Die Instrumentierung war ebenfalls geeignet, die vertikalen Strukturen von Wolkenformationen, die Aerosolverteilung in der Atmosphäre, die Topographie der Landmassen und Details wie die Schneedicke, Vegetationshöhe oder Eiskonsistenz zu bestimmen. Da der Einsatz des Altimeters eine exakte Ausrichtung erforderlich machte, wählte die NASA die BCP-​2000  Satellitenplattform, die Ball Aerospace u.a. für den kommerziellen Einsatz bei fotografischen Erderkundungssatelliten entwickelt hatte. Der Bedeutung der Mission angemessen war die vollkommen redundante Auslegung der Systeme des inzwischen ICESat (Ice, Cloud, and Land Elevation Satellite) genannten Satelliten. Die Mission begann am 13.01.2003 mit dem Start an Bord einer Delta 7320 von der Vandenberg AFB. Die Rakete beförderte ihre Nutzlast auf eine sonnensynchrone 600 km Bahn. Damit konnte der Satellit nach einer ausgiebigen Kalibrierungsphase seine auf drei Jahre geplante Mission beginnen. Der Satellit übertraf die Lebensdauererwartung beträchtlich. Doch am 11.10.2009 fiel auch der letzte von drei Lasern des Geoscience Laser Altimeter System aus. Nach mehreren Monaten vergeblicher Versuche, das GLAS nochmals zu aktivieren, wurde die Mission schließlich im Februar 2010 für beendet erklärt. Zwischen dem 23.06. und 14.07.2010 wurde die Bahnhöhe mit den verbliebenen Treibstoffreserven systematisch abgesenkt und am 14.08.2010 schließlich auch noch das elektrische System passiviert. Am 30.08.2010 trat ICESat dann in die Atmosphäre ein und verglühte über der Barentssee.
Die verfügbare Nutzlastkapazität der Rakete ermöglichte die Mitnahme einer kleinen sekundären Nutzlast in der Reduced Height Dual Payload Attach Fitting (RH-​DPAF) Doppelstartvorrichtung der Delta. Dabei handelte es sich um den kleinen Forschungssatelliten CHIPSat. Die Cosmic Hot Interstellar Plasma Spectrometer Mission war an der University of California in Berkeley entworfen worden und von der SpaceDev Inc. mit einem äußerst innovativen Satellitenkonzept umgesetzt worden. Es entstand ein sehr kompakter und leichter Satellit mit miniaturisierter Avionik aus kommerziell verfügbarer Produktion, einem leistungsfähigen Bordcomputer geringer Leistungsaufnahme und einer auf den Netzwerkprotokollen TCP/IP und FTP beruhenden internen Kommunikation. Finanziert wurde das Projekt von der NASA im Rahmen des University Explorer (UNEX) Programms. Das CHIPS Instrument sollte eine Durchmusterung des gesamten Himmels unternehmen. Mit einer Wellenlänge zwischen 90 und 260 Å wurde die diffuse Hintergrundstrahlung in einem bisher wenig beachteten Frequenzbereich erforscht. Nach dreijährigem Forschungseinsatz hatte das CHIPS Instrument aber noch immer kein Indiz für das prognostizierte EUV „Glühen“ des heißen interstellaren Gases gefunden. Möglicherweise lag dessen Temperatur bedeutend höher oder niedriger als erwartet. Daraufhin wurde als neues Ziel der Forschungen unsere Sonne ausgewählt, die zwei Jahre im extremen Ultraviolett-​Bereich erkundet wurde. Am 11.04.2008 wurde der noch vollkommen funktionstüchtige Satellit dann aber abgeschaltet, da die weitere Finanzierung des Projekts durch die NASA nicht mehr gegeben war.