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Rockot-KM Start am 30.06.2003

Einen Mehrfachstart für zahlreiche internationale Kunden absolvierte am 30.06.2003 vom Komsodrom Plesetsk eine Rockot-​KM Rakete. Schwerste Nutzlast war eine Attrappe des geplanten russischen Erderkundungssatelliten Monitor-​E aus dem Konstruktionsbüro Chrunitschew, welches auch maßgeblich an der Rockot Rakete beteiligt war. Das 700 kg schwere Dynamikmodell des Satelliten wurde nicht von der Endstufe der Rakete abgetrennt. Anders die acht Mikro– und Nanosatelliten, die ebenfalls mitgeführt wurden. MIMOSA (Micro Measurements of Satellite Acceleration) aus der Tschechischen Republik diente ausschließlich der Messung der Atmosphärendichte. Dazu war mit einem einzigen Instrument ausgerüstet, einem extrem empfindlichen Beschleunigungssensor mit sechs Freiheitsgraden. Der Satellit wurde als erster auf einer elliptischen Bahn ausgesetzt. Nach einem Bahnmanöver der Breeze-​KM Endstufe folgten der kanadische Kleinsatellit MOST und sechs weitere Nanosatelliten auf sonnensynchronen Bahnen. MOST (Microvariability and Oscillations of Stars) stammte von der kanadischen Raumfahrtagentur und war mit einem 15 cm Teleskop ausgerüstet. Ziel der Mission war es, bisher unentdeckte Sterne und extrasolare Planeten aufzuspüren. Zudem ermöglichte die Instrumentierung in Verbindung mit einer neuentwickelten präzisen Lageregelung eine Sondierung unserere Sonne. Der Nanosatellit DTUSat (Danmarks Tekniske Universitet Satellite) war als studentisches Trainingsprojekt angehender Ingenieure konzipiert. Erprobt werden sollte aber auch eine Methode, mittels einer ausrollbaren 450 m langen elektrisch leitenden Trosse die Bahn des Satelliten zu beeinflussen. Theoretisch war eine Absenkung um 5 km pro Stunde berechnet worden. Bedauerlicherweise konnte nach dem Aussetzen kein Funkkontakt zu DTUSat hergestellt werden. CUTE-​1  (Cubical TITech Engineering Satellite) war ein japanisches studentisches Projekt. Der Mikrosatellit verfügte über eine Reihe von Sensoren, die Informationen zum Zustand des Satelliten übertrugen. Ferner wurde eine ausklappbare Solarzellenfläche erprobt. Dazu kam eine Amateurfunknutzlast, die dem Satelliten auch die AMSAT Registrierung CO-​55  bzw. Cubesat-​OSCAR 55  einbrachte. Trotz seiner dreifachen Größe zählte auch der amerikanische Quakesat zur neuen Gattung der CubeSats. Diese würfelförmigen ca. 1 kg schweren Satelliten, die bei diesem Start ihre Premiere feierten, sollten Schulen und Studenten eine kostengünstige Möglichkeit bieten, kleinere Experimente im All zu erproben. Quakesat basierte auf einem dreifachen CubeSat Modul. Für die Firma QuakeFinder baute das Space Systems Development Laboratory der Stanford University diesen Satelliten, mit dem das Unternehmen hoffte, extrem niederfrequente elektromagnetische Wellen empfangen zu können, wie sie scheinbar manchen Erdbeben vorausgehen. Sollte sich das bestätigen, hoffte QuakeFinder die Daten eines größeren Nachfolgesatelliten erfolgreich kommerziell vermarkten zu können. Mit anderthalb Jahren übertraf der Satellit das gesteckte Ziel von einem Jahr wissenschaftlichen Betriebs deutlich, konnte allerdings den erhofften wissenschaftlichen Durchbruch nicht erreichen. Von der Universität Aalborg stammte der zweite dänische Satellit bei dieser Mission. AAU-​Cubesat 1  (Aalborg University Cubesat) war ebenfalls zunächst ein Trainingsobjekt für die Studenten. Zur Ausrüstung zählte eine CCD Kamera mit 1.240×1.024 Pixeln Auflösung entsprechend 100×80 km am Boden. Doch nach dem Aussetzen konnten nur wenige und sehr schwache Telemetriesignale von dem Satelliten empfangen werden. Nach zweieinhalb Monaten war die Batteriekapazität soweit abgesunken, daß gar keine Daten mehr empfangen wurden. CanX 1, das erste Canadian Advanced Nanospace Experiment, stammte von Studenten der University Toronto. Er diente der Erprobung verschiedener miniaturisierter technischer Lösungen. CMOS Elemente als Horizont– und Sternensensoren, eine aktive magnetische Lagestabilisierung, moderne GaAs-​Solarzellen und ein leistungsfähiger Bordcomputer waren die wichtigsten Punkte des Satellitendesigns. CubeSat XI-​IV trug auch eine Amateurfunk-​Bake, weswegen er auch als CubesatOSCAR 57  bzw. CO-​57  geführt wurde. Er war an der University of Tokyo entwickelt und gebaut worden. Der vierte Satellit des Typs XI (japanisch „sai“), daher die Bezeichnung, war jedoch das erste flugfähige Exemplar. Eine der Prämissen bei seiner Entwicklung war die weitgehende Verwendung kommerziell verfügbare Komponenten. XI-​IV arbeitete sehr erfolgreich, übertrug Aufnahmen der Wolkenbedeckung zur Erde und seine Signale konnten von Funkamateuren weltweit empfangen werden.