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Start von Spaceway 1

Die Hughes Network Systems Inc. gab in den 1990er Jahren bei Boeing drei Kommunikationssatelliten vom Typ BSS-​702  in Auftrag, die alle für eine Position über dem Pazifik vorgesehen waren. Das Spaceway System war als Netzwerk der nächsten Generation zur Verbreitung von Hochgeschwindigkeits-​Internet-​Breitbanddiensten, Daten-​, Sprach-​, Video– und Multimedia-​Sendungen konzipiert. Die Übertragungskapazität der Satelliten lag fünf– bis achtfach höher, als bei den bereits im Einsatz befindlichen Satelliten. Ziel war die direkte Zweiwege-​Internetanbindung von Heimanwendern, Servern und Firmennetzwerken über Satellit. Firmen sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Netzwerke über die Spaceway Satelliten miteinander zu verbinden. Privatanwender in ländlichen Gegenden ohne Hochgeschwindigkeits­internetanbindung sollte via Satellit ein solcher Zugang zur Verfügung gestellt werden. Dazu wurden die Spaceway Satelliten mit einer innovativen Logik ausgestattet, die das flexible Zusammenschalten der einzelnen Ka-​Band Spotbeams ermöglichte. Der Aufbau des Systems verzögerte sich allerdings erheblich. Statt wie vorgesehen 2003, startete der erste Satellit, Spaceway 1, erst am 26.04.2005. Eine Zenit-​3SL brachte den Satelliten von der auf dem Äquator stationierten schwimmenden Startplattform mit hoher Präzision auf den vorgesehenen Transferorbit. Statt über 99° West wurde Spaceway F1  jedoch über 102° West stationiert und erhielt eine vollkommen neue Aufgabenstellung. Statt Internet mit 1,5 Mbps upstream und 5 Mbps downstream lieferte der Satellit nun HDTV Fernsehprogramme an nordamerikanische Haushalte. Zwei der Spaceway Satelliten wurden in das bestehende DirecTV Netzwerk integriert und sollten 2007 mit DirecTV 10 und DirecTV 11 verstärkt werden. Diese vier Satelliten mit dem dritten Spaceway Exemplar als Reserve sollten den Grundstock für ein neues HDTV Netzwerk bilden, das dank des Wechsels zum Ka-​Band eine neue Programmvielfalt (1.500 Kanäle) bieten konnte. Das HDTV Geschäft versprach höhere Gewinne, als das Angebot von Zweiwege-​Internetdiensten, wie sich am Beispiel von Mitbewerbern gezeigt hatte. Anfang Dezember 2019 kam es an Bord von Spaceway 1 zu einem kritischen Ereignis, das die Pufferbatterien des Satelliten irreversibel beschädigte. Eine Analyse ergab, das es jederzeit zu einer Explosion kommen konnte. Vor allem bei starker Belastung der Batterien. Doch auf seiner Position über 138,9° West würde Spaceway 1 ab dem 25.02.2020 in den Erdschatten eintreten und damit vorübergehend vollkommen von seinen Batterien anhängig sein. Daher beantragte DirecTV eine Ausnahmegenehmigung für die sofortige Außerdienststellung des Satelliten. Statt wie üblich zunächst den größten Teil des Resttreibstoffs abzulassen, sollte schnellstmöglich eine Drift gen Osten eingeleitet werden (um eine konstante Funksicht mit TT&C Bodenstationen während der folgenden Manöver sicherzustellen). Dann sollte praktisch mit einer durchgehenden Triebwerkszündung der 300 km höher liegende „Friedhofsorbit“ angesteuert werden. Den Berechnungen zufolge blieben dann noch sieben Tage, um den Resttreibstoff abzulassen und den Satelliten bestmöglich zu passivieren. Die FCC genehmigte die Vorgehensweise und Ende Januar 2020 war Spaceway 1 schon deutlich über die geostationäre Bahnhöhe angehoben und erreichte schließlich einen sicheren „Friedhofsorbit“ rund 500 km über seiner früheren geostationären Bahn.