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der letzte Titan-IV Start von der CCAFS

Der letzte Radaraufklärungssatellit aus dem LACROSSE alias ONYX Programm des NRO startete am 30.04.2005 von Cape Canaveral. Bereits Ende Juni 2004 war die Titan IV Core-​Stufe aus dem Vertical Integration Building (VIB) zur Solid Motor Assembly & Readiness Facility (SMARF) transportiert worden, um hier mit den beiden SRMU (Upgraded Solid Rocket Motor) Feststoffboostern verbunden zu werden. Doch wollte die Montage nicht innerhalb der notwendigen Toleranzen gelingen, so daß die Titan zu Nacharbeiten ins VIB zurückkehrte. Der geplante Starttermin 20.02.2005 war da schon nicht mehr zu halten. Weitere Verzögerungen ergaben sich durch eine Reihe von Hurrikanen, die im Laufe des Sommers und Spätsommers Florida trafen. Keiner richtete in Cape Canaveral ernste Schäden an, doch stellten die Startmannschaften wiederholt Kontaktprobleme an elektrischen Kontakten aufgrund der extrem hohen Luftfeuchtigkeit fest. Noch im November 2004 mußten Teile der Instrumentierung aufgrund von Korrosion getauscht werden. Schließlich wurde der 11.04.2005 als neuer Starttermin festgesetzt. Doch bei der Betankung der Rakete kam es zu zunächst unerklärlichen Schwierigkeiten, die letztlich auf ein defektes Lager in der Förderpumpe zurückgeführt werden konnten. Nachdem am 25.04.2005 die Betankung abgeschlossen werden konnte, wurde der 30.04.2005 als neuer Starttermin gewählt. Am Ende eines reibungslosen Countdowns hob die Rakete schließlich ab. Die Titan-405B, eine Version ohne zusätzliche Oberstufe, transportierte unter den Codenamen USA 182 bzw. NROL 16 eine große Nutzlast auf eine 57° geneigte Umlaufbahn in einigen hundert Kilometer Höhe. Amateurbeobachtungen zeigten später mehrere größere Bahnmanöver. Scheinbar wurde der Orbit bis auf über 700 km Höhe angehoben. Mit ihrem großen Seitensichtradar mit synthetischer Apertur (SAR) waren die Satelliten seit den späten 1980er Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil der amerikanischen Aufklärung. Denn trotz der niedrigeren Auflösung bot das Radar einen unvergleichbaren Vorteil — seine Allwettertauglichkeit. Mit dem Ende des Titan IV Programms kam wohl auch das Ende dieses Satellitenprogramms. Allerdings liefen die Projektierungsarbeiten für das Nachfolgeprogramm FIA-​Radar schon längst. Interessant sind Beobachtungen russischer Wissenschaftler, die im Jahr 2007 die Installationen der AOLZ Bahnverfolgungsstation im Altai (Алтайский Оптико-​Лазерный Центр имени Г. С. Титова) nutzten, um mit einer adaptiven 60 cm Optik u.a. die LACROSSE Satelliten zu fotografieren. Die Bilder zeigten klar, daß sich der fünfte LACROSSE in einem Merkmal deutlich von seinen Vorgängern unterschied: statt einer (anhand der Aufnahmen auf einen Durchmesser von 13,3 m geschätzten) runden Radarantenne verfügte diese Exemplar eindeutig über eine rechteckige!
Mit diesem Start endeten nach fünf Jahrzehnten endgültig die Titan-​Starts von der US Ostküste. Ein letztes Titan IV Exemplar stand noch für eine Mission von der Vandenberg AFB bereit, dann würde auch die dortige Startanlage SLC-​4 E deaktiviert werden. Die Geschichte von CCAFS Start-​Komplex SLC-​40  war an diesem Punkt aber noch nicht zu Ende. Am 25.04.2007 schlossen die USAF und das private Raumfahrtunternehmen SpaceX einen Vertrag, der die Nutzungsrechte der Anlagen übertrug. Ende 2007, Anfang 2008 wurden die meisten der alten Installationen abgerissen, die Mobile Service Structure (MSS) am 27.04.2008 gesprengt. Seit dem 04.06.2010 starten von SLC-​40  nun die Raketen der SpaceX Falcon-​9  Familie.