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Cosmos 1 - Solnetschnij Parus Fehlstart (2005)
Cosmos 1

Nach jahrelanger Vorbereitung und begleitet von einer weltweiten Medienkampagne startete am 21.06.2005 endlich der Experimentalflugkörper Cosmos 1, besser bekannt unter den Namen Solar Sail bzw. Солнечный Парус (dt. translit. Solnetschnij Parus). Die private Organisation „The Planetary Society“ hatte die Idee verwirklicht, ein Raumfahrzeug zu bauen, das, nur angetrieben vom Druck des Sonnenlichtes, sich mit großer Geschwindigkeit fortbewegen sollte. Mit der Theorie eines solchen Fluggerätes hatten sich bereits in früheren Jahrzehnten zahlreiche Experten beschäftigt. In den 1980er und 90er Jahren gab es sogar einmal Pläne, eine ganze Flotte von Raumschiffen mit Photonenantrieb auf eine Regatta zum Mond zu schicken. Doch letztlich setzte keine der Raumfahrtorganisationen diese Idee auch wirklich um. Lediglich Japan experimentierte auch weiter auf diesem Gebiet. Die Planetary Society und die New Yorker Cosmos Studios begannen, unterstützt und co-​finanziert von Fans in aller Welt, dennoch mit der Realisierung der bahnbrechenden Idee. Rückschläge blieben dabei nicht aus. Schon bei der Erprobung des Entfaltungsmechanismus eines einzelnen Sonnensegels versagte die eingesetzte russische Rakete. Dennoch setzte man auch beim Start des fertigen Cosmos 1 Raumfahrzeugs wieder auf die Volna Rakete. Diese hatte einen unvergleichlichen Vorteil: der Preis für einen Start betrug nur etwa 4 Mio. $. Am 21.06.2005 schoß das getauchte Atom U-​Boot K-​496  „Borisoglebsk“ in der Barents-​See die Volna-O Rakete ab. Deren dritte Stufe sollte Cosmos 1 zunächst auf eine Kreisbahn in 800 km Höhe befördern. Hier wären dann die ersten vier Solarzellenflächen ausgefahren worden. Nach einigen Tagen sollten die acht sternförmig angeordneten Sonnensegel paarweise entfaltet werden. Jedes der ultraleichten Blätter war etwa 15 m lang. Schließlich wäre ein riesiges Windmühlenrad von 30 m Durchmesser entstanden. Nun sollte ein weltweites Netz von Amateurbeobachtern die Bahn von Cosmos 1 verfolgen. Man hoffte mit diesem Prototypen weitaus größerer geplanter Raumschiffe das Konzept erfolgreich testen zu können. Auch wenn in Erdnähe nur wenige auftreffende Photonen erwartet wurden, hoffte man doch, schon nach einigen Wochen eine Bahnanhebung nachweisen zu können. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Nach dem Start konnten keine Funksignale von Cosmos 1 empfangen werden. Dann wurde doch noch gemeldet, daß schwache Telemetriesignale aufgefangen worden seien, während die russische Marine bereits eine Havarie der Rakete gemeldet hatte. Nach mehrtägiger Konfusion bestätigten sich die Befürchtungen. Bereits nach 83 s Flug hatte demnach die Erststufe der Volna Rakete vorzeitig Brennschluß gehabt. Wie sich später zeigte, gab es einen bekannten Fehler bei einer Reihe von Turbopumpen, die in RS-​29  Erststufen verbaut worden waren. Die russische Marine hatte die noch im militärischen Einsatz stehenden Raketen nach Bekanntwerden des Problems modifiziert. Die für Konversionsstarts vorgesehenen Exemplare blieben dagegen unverändert! Obwohl damit die jahrelangen Anstrengungen der Planetary Society gescheitert waren, gab die Organisation einige Zeit später Pläne für eine Wiederholung der Mission bekannt. Diesmal aber unter Einsatz einer zuverlässigeren Rakete. Nachdem die technischen Probleme bei der Entwicklung des Solar Sails überwunden und mit NPO Lawotschkin ein erfahrener industrieller Partner vorhanden war, stand dem eigentlich nichts entgegen. Allerdings konnte die Finanzierung nicht sichergestellt werden. Erst im Mai 2015 erreichte mit LightSail-​A ein 3U CubeSat der Planetary Society den Orbit (als sekundäre Nutzlast beim Start einer Atlas V Mod. 501), dessen „Sonnensegel“ entfaltet werden konnte. Da bei diesem Start, diktiert vom Zielorbit der Hauptnutzlast, die eigentlich wünschenswerte hohe Umlaufbahn nicht erreichbar war, war das Missionsprofil von LightSat-​A auf eine technologische Demonstration reduziert worden.