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Start der PSLV-C6
Cartosat-1 mit HAMSAT auf der Viertstufe der PSLV

Mit einer PSLV (v.3) Rakete startete die indische Raumfahrtorganisation ISRO am 05.05.2005 zwei Satelliten unterschiedlicher Zweckbestimmung auf sonnensynchrone Umlaufbahnen. Die Hauptnutzlast bildete ein Satellit aus dem bewährten IRS Programm zur Erderkundung. IRS-​P5  alias CartoSat 1 war mit Weiterentwicklungen jener Sensoren ausgerüstet, die sich schon auf früheren IRS Satelliten bewährt hatten. Die im panchromatischen Bereich arbeitenden Kameras erreichten eine Auflösung von ausgezeichneten 2,5 m. Da zwei baugleiche Kameras an Bord waren, konnten die Aufnahmen zu stereoskopischen Bildern kombiniert werden. Bis zum Überflug einer Bodenstation wurden die Daten auf einem 120 GB Festkörperspeicher zwischengespeichert. Die Erdaufnahmen eigneten sich hervorragend zur Erstellung von Kartenmaterial, die Städteplanung, den Katastrophenschutz und viele andere GIS Anwendungen. Vom Start weg lief auch die weltweite kommerzielle Vermarktung des Datenmaterials ausgezeichnet. Die Lebensdauer von CartoSat 1 überraschte die ISRO (und die Vermarktungsorganisation ANTRIX) ebenfalls angenehm. Ausgelegt war der Satellit für einen Betrieb von mindestens fünf Jahren. Doch 2015 konnte die ISRO den zehnten Jahrestag feiern, 2020 den fünfzehnten. Und noch immer lieferte CartoSat 1 hochwertiges Datenmaterial.
Als sekundäre Nutzlast wurde Indiens erster Amateurfunksatellit mitgeführt. Einer der beiden Transponder an Bord von HAMSAT stammte von indischen Amateurfunkern, während der andere von ihren niederländischen Kollegen und Ingenieurstudenten entwickelt worden war. Einen Tag nach dem Start wurde der UHF/VHF Transponder aktiviert und bald schon wurde der Satellit von Amateurfunkern (HAMs) in aller Welt genutzt. Die AMSAT Organisation verlieh dem Satelliten die Bezeichnung VUSat-​OSCAR 52  (VO-​52). Wenige Wochen nach seinem neunten Jahrestag im All kam das Ende für HAMSAT. Bis dahin hatte die Lebensdauer des Satelliten alle Erwartungen übertroffen. Am 11.07.2014 versagten aber endgültig die Lithium-​Pufferbatterien des Satelliten. Alle Versuche, diese zu umgehen, blieben erfolglos. Zehn Tage später wurde daher das Ende der Mission erklärt.
Für die ISRO hatte der gelungene Zweifachstart noch eine besondere Bedeutung. Denn mit dem Start der PSLV-​C6  wurde zugleich der zweite Startkomplex des Sriharikota Space Center eingeweiht. Mit zwei Startanlagen für die PSLV und GSLV Raketen erlangte die ISRO, wenigstens theoretisch, eine wesentlich größere Flexibilität in der Planung ihrer Missionen, was entscheidend für die Umsetzung der anspruchsvollen Zukunftspläne war.