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die Proton Rakete mit Kazsat 1
KazSat 1 mit der Block-DM3 Stufe
KazSat 1 bei Tests

Kasachstan verstärkte zu Beginn des 21. Jahrhunderts seine Bemühungen in den „kosmischen Klub“ aufgenommen zu werden. Nachdem sich die lange Zeit angespannten Beziehungen zwischen Rußland und Kasachstan wieder verbessert hatten und der Status von Baikonur für beide Länder zufriedenstellend geregelt worden war, suchte Kasachstan die Annäherung an Rußland. Gemeinsame Raumfahrtprojekte waren die flugzeuggestützte Trägerrakete für kleine Satelliten „Baitarek“ und ein nationaler Kommunikationssatellit. Der Auftrag zum Bau des Satelliten ging Anfang 2004 an Chrunitschew, bis dahin eher als Hersteller der Proton Raketen bekannt. Mit der neuentwickelten universellen Satellitenplattform „Jachta“ erhoffte sich Chrunitschew jedoch ein neues Standbein. Doch der erste Satellit, der diese Plattform nutzte, Monitor-​E1 , geriet nach dem Start in größte Schwierigkeiten, die nur mühsam überwunden werden konnten. Daraufhin wurde der Start von KazSat von Ende 2005 auf Mitte 2006 verschoben. Unterdessen entwickelte sich das Projekt für Chrunitschew zunehmend zu einem finanziellen Desaster. Nicht nur das eine Vertragsstrafe für den verspäteten Start drohte. Auch der Start wurde viel teurer als kalkuliert. Denn ursprünglich war KazSat als sekundäre Nutzlast beim Start eines Ekspress-​AM Satelliten auf einer Proton-​M 8K82KM vorgesehen gewesen. Doch die laufende Etappe des Ekspress Programms wurde schneller abgeschlossen, als KazSat startklar wurde. Nun wurde er als einzelne Nutzlast auf einer Proton-K 8K82K mit Block-DM3 11S861-01 Bugsierstufe gebucht. Da diese Raketenkombination aber nicht mehr verfügbar war, mußte auf Anordnung von höchster Stelle das Militär eine seiner eingelagerten Raketen abgeben. Der Start des nur knapp über 1 Tonne schweren Satelliten mit einer so starken Rakete war eine Verschwendung ihrer Ressourcen. Doch die besondere Konstruktion von KazSat um eine kraftaufnehmende Struktur herum ließ den Start nur mit einem bestimmten Nutzlastadapter der Proton Rakete zu. Schließlich erfolgte der Start der Rakete am 18.06.2006 vom Kosmodrom Baikonur im Beisein der kasachischen und russischen Staatsoberhäupter, Nursultan Nasarbajew und Wladimir W. Putin. Die Block DM-​3  Stufe manövrierte den Satelliten direkt auf eine Synchronbahn, wo er bei 103° Ost stationiert wurde. KazSats zwölf Ku-​Band Transponder (die Kommunikationsnutzlast stammte von Alenia Spazio) strahlten von dort aus Fernsehprogramme für ganz Kasachstan und die angrenzenden Regionen aus. Am 24.06.2008 wurde bekannt, daß der Satellit am 08.06.2008 außer Kontrolle geraten war, nachdem es am 17.04.2008 noch gelungen war, den Satelliten nach einem ersten Ausfall wieder zu stabilisieren. Jetzt wurde eine Expertenkommission eingesetzt, die die Ursachen für die Probleme finden und versuchen sollte, KazSat wieder in der Bahn zu stabilisieren. Die Chancen dafür wurden allerdings eher als gering eingeschätzt. Denn der Bordcomputer des Satelliten nahm keine Befehle an und ließ sich auch nicht zurücksetzen. Daher mußte man bis Mitte Oktober 2008 warten. Zu dieser Zeit würde sich KazSat lange genug im Erdschatten aufgehalten haben, um seine Batterien zu entladen und damit einen Neustart des Bordcomputers zu erzwingen, sobald die Solarzellen wieder genug Energie lieferten. Tatsächlich gelang das gewagte Experiment und Ende Oktober 2008 war KazSat wieder unter Kontrolle. Doch am 26.11.2008 geriet der Satellit erneut außer Kontrolle und mußte endgültig aufgegeben werden, lange vor Erreichen der Grenze von zehn Jahren, die der Hersteller garantiert hatte. Im August 2009 gelang immerhin noch die Anhebung auf einen „Friedhofsorbit“. Die Zahlung der Versicherungssumme für den Ausfall von KazSat 1 zog sich bis weit in das Jahr 2011 hin und erfolgte erst nach langwierigen Verhandlungen mit den insgesamt 23 beteiligten Versicherungsunternehmen. Noch 2006 hatte Kasachstan einen verbesserten KazSat 2 bei Chrunitschew für einen Start im Jahr 2009 bestellt. Doch erst 2011 erreichte der tatsächlich seine Bahn.