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Bei den Vorbereitungen zum Start der zweiten Delta IV Heavy kam es am 28.02.2007 in Cape Canaveral zu einem schweren Zwischenfall. Bereits Anfang Januar war die Rakete auf dem Startkomplex 37 aufgerichtet worden. Nun unternahm man ein sogenanntes „Wet Dress Rehearsal“, einen Countdown mit betankter Rakete bis zum Zeitpunkt unmittelbar vor dem Start. Unbemerkt von den Bodenmannschaften waren beim Betanken größere Mengen flüssigen Sauerstoffs aus einer undichten Zuleitung ausgetreten und hatten sich über den Starttisch ausgebreitet. Durch die niedrigen Temperaturen kam es zu Spannungen und schließlich Rissen in den zentimeterdicken Stahlplatten, aus denen die Konstruktion bestand. Selbst oberflächlich waren mehrere lange und tiefe Risse erkennbar. Welche Auswirkungen diese auf die Stabilität des Starttischs hatten, war zunächst nicht abzusehen. Obwohl das Mißgeschick nur wenige Tage danach bekannt wurde, gaben anfangs weder die USAF noch die ULA, der Startanbieter und Betreiber der Startkomplexes, eine Stellungnahme ab. Dabei verzögerte sich nicht nur der Start des letzten IR-​Frühwarnsatelliten DSP 23 vom 01.04.2007 auf unbestimmte Zeit. Die einzige Schwerlastrakete der USA blieb an den Boden gefesselt und mit ihr alle großen militärischen Nutzlasten. Da man im EELV Programm entgegen anderslautender Ankündigungen darauf verzichtet hatte, auch von der Atlas V eine Schwerlastvariante zu entwickeln, gab es keine Alternative. Zum Glück lagen zahlreiche militärische Satellitenprogramme ohnehin weit hinter dem Zeitplan zurück, so daß kein akuter Handlungsbedarf entstand. Nach einer gründlichen Materialprüfung wurde klar, daß die Risse nicht einfach verschweißt werden konnten. Vielmehr mußten diverse Verstärkungen aufgeschweißt werden. Zudem untersuchte man die im Starttisch integrierte Betankungsvorrichtung. Diese war nach dem ersten Start modifiziert worden, um eine höhere Zuverlässigkeit und einen längeren wartungsfreien Betreib zu gewährleisten. Die Modifikationen wurden nun natürlich kritisch geprüft.