Address:
die CZ-3B/G2 mit NigComSat 1
NigComSat 1

Im Dezember 2004 unterzeichnete Nigerias Raumfahrtagentur einen Vertrag mit der CGWIC (China Great Wall Industry Corporation) über den Bau und Start eines Kommunikationssatelliten für das westafrikanische Land. Insgesamt 21 weitere Unternehmen u.a. aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Israel hatten sich um den Auftrag beworben, doch letztlich gewann China mit einem Angebot auf der Basis des zu dieser Zeit noch in der Entwicklung stehenden DFH-​4  Satellitenbusses. Die NASRDA (National Space Research and Development Agency) plante einen vielfältigen Einsatz von NigComSat 1 und wählte daher eine Ausstattung mit 4 C-​Band, 14 Ku-​Band, 8 Ka-​Band und 2 L-​Band Transpondern. Der chinesische Partner CGWIC war auch beim Ausbau von zwei Bodenstationen für den Satelliten im nigerianischen Abuja und im chinesischen Kashi engagiert. Für beide Länder war das Gemeinschaftsprojekt ein bedeutendes Ereignis. Als erstes schwarzafrikanisches Land würde Nigeria über einen eigenen Kommunikationssatelliten verfügen, der das Land nicht nur unabhängiger von den Leistungen internationaler Telekommunikationskonzerne machen sollte. Man versprach sich aus den vielfältigen Anwendungen des Satelliten auch einen Schub für die heimische Wirtschaft mit einem Potential für bis zu 150.000 Arbeitsplätze. China hingegen konnte erstmals einen Kommunikationssatelliten exportieren und absolvierte seit langem wieder einmal einen kommerziellen Start für einen Kunden außerhalb des eigenen Landes. Aufgrund der günstigen Preise erhoffte man sich zudem Folgeaufträge aus anderen Schwellenländern. Der Start des Satelliten erfolgte praktisch auf den Tag genau 29 Monate nach der Auftragserteilung, am 13.05.2007, vom Raumfahrtzentrum Xichang mit einer leistungsgesteigerten CZ-3B/G2 Rakete. Diese beförderte den Satelliten auf eine supersynchrone Transferbahn, von der aus er auf die endgültige Synchronbahn über 42,5° Ost manövrierte. Ein Jahr nach seinem Start wurde bekannt, daß der Satellit einen gravierenden Defekt am Antrieb eines der beiden Solarzellenausleger erlitten hatte. Dadurch verringerte sich die verfügbare Energie drastisch, was die Nutzbarkeit von NigComSat 1 nachhaltig einschränkte. Und Anfang November 2008 geriet der Satellit auch noch komplett außer Kontrolle. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch schon gezeigt, daß die ehrgeizigen Pläne für die Vermarktung des Satelliten deutlich zurückgenommen werden mußten. Dennoch war es ein schwerer Rückschlag sowohl für China als auch für Nigeria, als die Energieversorgung des Satelliten am 10.11.2008 endgültig zusammenbrach. Das Ereignis trat so überraschend ein, daß der Satellit nicht einmal aus dem geostationären Orbit entfernt werden konnte. Immerhin wurde rasch der Bau eines Nachfolgers vereinbart. Ob die Versicherer die gesamten 144 Mio. $ auszahlten, die der Betreiber Nigcomsat geltend gemacht hatte, ist nicht bekannt.