Address:
Nutzlast-Stack der PSLV-C9
Cartosat 2A
CanX 6 Satellit
der deutsche COMPASS One CubeSat
Delfi-C³, ein Triple-Cubesat, in Startkonfiguration
SEEDS II

Indien, das sich seit den 1980er Jahren eine auch international vielbeachtete Kompetenz auf dem Gebiet der satellitengestützten Erderkundung erarbeitet hatte, startete am 28.04.2008 einen weiteren Vertreter der Cartosat Serie. Cartosat 2 A verfügte über eine panchromatische Kamera mit einer Auflösung besser als 1 m bei einer Schwadbreite von 9,6 km. Dazu kam die Fähigkeit, den Satelliten im Orbit um bis zu 45° zu schwenken. Das ermöglichte entweder die Gewinnung von stereoskopischen Bildern oder ließ alternativ eine Verkürzung der Zeitspanne von einem Überflug bis zum nächsten zu. Aber auch für das Militär war diese Flexibilität interessant. Westliche Beobachter sahen in Cartosat 2 A daher teilweise sogar den getarnten ersten indischen Fotoaufklärungssatelliten. Da Cartosat 2 A mit einer Startmasse von knapp 690 kg weit unter der Nutzlastkapazität der PSLV Rakete lag, bot die ISRO die überschüssigen Kapazitäten kommerziell an. Und obwohl schließlich mit der PSLV-​CA eine noch schwächere Rakete eingesetzt wurde, konnten neun weitere Nutzlasten für diesen Flug gebucht werden. Zu diesen zählte auch IMS 1 (Indian Mini Satellite), der zuvor als TWSat (Third World Satellite) bekannt gewesen war. Unter dem Namen verbarg sich ein ebenfalls von der ISRO entwickelter Microsatellit, mit dem die Eignung dieser miniaturisierten Plattform für Erderkundungszwecke verifiziert werden sollte. Seine Multispektralkamera (Mx Payload) erreichte eine Auflösung von 37 km bei einer Schwadbreite von 151 km. Die Hyperspektralkamera (HySI Payload) sollte dagegen eine Auflösung von etwa 500 m bei einer Schwadbreite von knapp 130 km erzielen. Mit dem neuen Satelliten zielte die ISRO auf neue Märkte in Entwicklungsländern, denen auch die Informationen dieser ersten Mission zur Verfügung gestellt wurden.
CanX 6 (Canadian Advanced Nanospace Experiment) bzw. NTS (Nanosatellite Tracking Ships) zählte zu den weiteren Nutzlasten der Rakete. Der nur 6,5 kg schwere Nanosatellit diente als Demonstrator für Techniken zur Schiffsverfolgung. Die Schlüsselkomponenten hierzu waren von der COM DEV International Ltd. entwickelt worden, die für diese Mission mit dem Institute for Aerospace Studies der University of Toronto (UTIAS) kooperierte.
Ein zweiter CanX Satellit flog mit vollkommen anderer Aufgabenstellung ebenfalls auf dieser Mission. CanX 2 diente der Erprobung einer Reihe von miniaturisierten technischen Lösungen, darunter eines neuartigen Antriebssystems, innovativer Lagesensoren, Aktuatoren, Sender und eines kommerziellen GPS Empfängers. In dem Triple-​Cubesat Bus wurden aber auch mehrere wissenschaftliche Experimente kanadischer Universitäten untergebracht. So ein Radio-​Okkultationsexperiment mit dem GPS Empfänger, ein Spektrometer zur Messung der Konzentration von Treibhausgasen, ein Kommunikationsexperiment und eine Versuchsanordnung für Materialtests. Leider erwies sich das Träger-​Rausch-​Verhältnis des GPS Empfängers als äußerst schlecht, was sowohl die Experimente zur Bahnbestimmung als auch die Radio-​Okkultationsexperimente negativ beeinflußte.
Von der dänischen Aalborg Universitet stammte AAU-​Cubesat (AAUSAT II), ein „klassischer“ Cubesat von 1 kg Gewicht. Typisch auch seine Aufgabenstellung, die in der Übertragung von Erdaufnahmen bestand. Dazu kam ein Strahlungssensor vom Danish National Space Center. Obwohl vermutlich die Antennen des Satelliten beim Aussetzen beschädigt wurden, wurde das AAUSAT II Projekt für die beteiligten Studenten ein großer Erfolg. Für mehr als ein Jahr konnten die Signale des Satelliten empfangen werden.
Vom Tokyo Institute of Technology Laboratory for Space Systems (LSS) stammte hingegen das CUTE 1.7 + APD 2  Experiment. Dieser modifizierte Cubesat setzte die Experimente japanischer Studenten mit den Satelliten CUTE I (Cubical Titech Engineering Satellite) und CUTE 1.7 + APD fort. Vor allem der Einsatz kommerziell verfügbarer Komponenten zum Bau eines Satelliten wurde mit dieser Satellitenserie erprobt. Die Erfahrungen der vorangegenagenen Mission führten bei diesem Satelliten zu einer Reihe von Verbesserungen. Diese betrafen vor allem die Amateurfunknutzlast, das Kamerasystem und die Energieversorgung. Diese hatte sich bei CUTE 1.7 + APD als ungenügend herausgestellt. Daher wurde die solarzellenbedeckte Oberfläche des Satelliten diesmal vergrößert. Ebenfalls überarbeitet worden war die Avalanche Photo Diode (APD), die sich in einem abtrennbaren Wissenschaftscontainer befand. Ihre Erprobung diente dem Fernziel, einen Satelliten zur Messung geladener Teilchen zu entwickeln. Da der Satellit auch als Amateurfunksatellit betrieben wurde, erhielt er am 19.07.2008 die Amateurfunk-​Bezeichnung CUBESAT-​OSCAR 65 oder CO-​65 .
Von der Fachhochschule Aachen stammte der COMPASS 1 Satellit. Der von Studenten gebaute Cubesat wurde mit einer CMOS Webcam ausgerüstet, die Farbbilder in VGA Auflösung lieferte. Dazu kamen als Missionsziele u.a. die Erprobung eines vom DLR bereitgestellten GPS Empfängers und einer 3-​Achsen-​Stabilisierung mit magnetischer Aktuation sowie zahlreicher, zuvor nicht weltraumqualifizierter Komponenten. Nicht unüblich für eine solches studentisches Projekt litt auch dieser Satellit unter einer Reihe konstruktiver Defizite, die im Laufe der Mission zu Tage traten. Dennoch geriet das Unternehmen aus ingenieurwissenschaftlicher und pädagogischer Sicht zu einem Erfolg.
Mit einem Triple-​Cubesat Design beteiligte sich auch die Technische Universiteit Delft an der PSLV-​C9  Mission. Das Projekt trug den Namen DELFI-​C³ bzw., aufgrund der mitgeführten Amateurfunk-​Nutzlast, DELFI-​OSCAR 64  (DO-​64). Ungewöhnlich war die konstruktive Auslegung des Satelliten, der über keine Pufferbatterie, dafür aber fünf ausklappbare Solarzellenflächen verfügte. Diese waren z.T. als Dünnschicht Solarzellen ausgeführt. Auch wurde mit dem Satelliten ein Wireless Sonnensensor erprobt und der Prototyp eines neuartigen Transceivers getestet, der später bei der MISAT Mission zum Einsatz kommen sollte.
Als Ersatz für den im Sommer 2006 bei einem Fehlstart verlorengegangenen SEEDS (Space Engineering Educational Satellite) Satelliten flog mit der PSLV-​C9  der SEEDS II Satellit der Nihon University. Der simpel instrumentierte CubeSat verfügte u.a. über einen Digitalker und ein SSTV (Slowscan Television) Sendesystem. Diese Ausrüstung qualifizierte ihn auch als Amateurfunksatelliten. Die AMSAT verlieh ihm daher die Bezeichnung CUBESAT-​OSCAR 66  (CO-​66).
Schließlich flog noch die Rubin 8-​AIS (Automatic Identification System) Nutzlast bei diesem Cluster-​Start mit. Die fest mit dem Nutzlastadapter der letzten Stufe der Rakete verbundene Nutzlast umfaßte einen solarzellengespeisten Empfänger für die AIS Signale und einen Sender zur Weiterleitungen der Informationen über Orbcomm bzw. Iridium Satelliten. Der Test diente OHB-​System der Entwicklung der zweiten Generation von Orbcomm Satelliten, die über AIS Signalempfänger für die maritime Überwachung verfügen sollten.