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die startende „Atlantis“ gesehen aus dem Kontrollzentrum
Blick in die Nutzlastbucht der „Atlantis“
Hans Schlegel bei seiner EVA
Rex Walheim bei seiner 3. EVA während der STS-122 Mission
Blick zurück auf die ISS mit dem neuen „Columbus“ Modul
STS-122 Post Flight Presentation
STS-122 Blick zurück auf die ISS
die „Discovery“ F-28 im Anflug auf Runway 15 des KSC
die „Atlantis“ zurück in Florida umgeben von Wartungsfahrzeugen

Mit zweimonatiger Verspätung startete am 07.02.2008 um 19:45 UTC das Space Shuttle „Atlantis“ zur Mission STS-​122  bzw. ISS-​1 E. Vor allem in Europa wurde dieser Flug mit besonderem Interesse verfolgt, transportierte doch die „Atlantis“ mit dem Raumstationsmodul „Columbus“ endlich das zentrale Element des europäischen Engagements für die ISS ins All. „Columbus“ hatte eine lange Geschichte — der Bau des Moduls war bereits 1985 von der ESA beschlossen worden. Damals umfaßte das System noch drei Komponenten, den Man Tented Free Flyer, das Attached Pressurized Module und die Polar Platform. Bald schon mußte man einsehen, daß die Finanzierung aller drei Systeme unmöglich war und auch der Raumgleiter „Hermes“ zur Versorgung der Station nicht umsetzbar war. Der MTFF wurde daher ganz aufgegeben und aus der PPF wurde ein eigenständiges Programm (Envisat). Lediglich das APM hatte weitgehend Bestand. Allerdings explodierten die Kosten, was u.a. auf eine unglückliche Managementstruktur zurückzuführen war, die wiederum — typisch für die europäische Raumfahrt — aus politischen Gründen so aufwendig ausgefallen war. Doch Ende 2007 war das alles vergessen, als der Starttermin 06.12.2007 als vorläufiger Starttermin festgesetzt worden war. An diesem Tag trat jedoch während des Betankungsvorgangs des Shuttle-​Außentanks ein Problem auf, das man bereits überwunden glaubte. Zwei von vier Treibstoffsensoren im Außentank lieferten keine Werte. Bereits bei STS-​114  und STS-​115  waren ähnliche Ausfälle beobachtet worden. Beide Missionen waren mit Verspätung dann doch noch ohne Ausfälle gestartet worden. Aber man hatte die Anomalie zum Anlaß genommen, Teile der Verkabelung zu überarbeiten. Noch hoffte man, durch geschicktes variieren der Füllgeschwindigkeit der Tanks alle Sensoren online zu bekommen. Der Start wurde zunächst auf den 07.12.2007, dann auf den 09.12.2007 verschoben. Doch schon kurz nach Wiederaufnahme des Betankungsvorgangs am 09.12.2007 fiel wieder einer der ECO (Engine CutOff) Sensoren aus. Nun brach die NASA den Countdown ab und gab wenig später bekannt, daß man frühestens am 02.01.2008 einen neuen Versuch unternehmen würde. Bis dahin waren u.a. weitere Betankungstests geplant, die das Phänomen endgültig klären sollten. Denn die einwandfreie Funktion der ECO Sensoren war maßgeblich für die sichere Abschaltung der SSMEs. Sollten sie versagen, bestand die Gefahr, daß die Turbopumpen trockenliefen und schlimmstenfalls explodierten. Die nochmalige Auswertung aller Daten zu den bisherigen Sensorproblemen verstärkte die Techniker in der Annahme, daß nicht die Sensoren selbst, sondern die Verkabelung das Problem darstellte. Das bestätigte sich dann auch bei einem Betankungstest am 18.12.2007. Daraufhin wurden zwei Alternativen vorbereitet. Eine Kabeldurchführung mit überarbeiteten Steckverbindern und eine Variante mit fest verlöteten Kabeln. Mitte Januar konnte der 07.02.2008 als neuer Starttermin festgesetzt werden. Und diesmal verlief der Countdown praktisch reibungslos. Pünktlich hob das Shuttle zur Mission „Atlantis“ F-​28  ab. Die Crew umfaßte Kommandant Stephen Frick, Pilot Alan Poindexter und die Missionsspezialisten Leland Melvin, Rex Walheim, Hans Schlegel (Deutschland), Stanley Love und Léopold Eyharts (Frankreich). Nach dem Erreichen der Umlaufbahn begannen die üblichen Arbeiten, die Nutzlastbucht mit den Radiatoren wurde geöffnet, die Ku-​Band Antenne ausgeklappt und der Manipulatorarm überprüft. Denn entscheidend für den weiteren Verlauf der Mission war das Ergebnis der Inspektion des Hitzeschutzschildes. Dazu wurde der Manipulatorarm mit dem Orbiter Boom Sensor System verlängert. Dessen Kamerasystem erlaubte die eingehende Inspektion der Oberfläche des TPS. Nennenswerte Beschädigungen wurden dabei diesmal nicht entdeckt und auch die Auswertung der Kameraaufnahmen vom Start zeigte lediglich ein größeres Schaumstoffstück, daß sich vom Außentank gelöst hatte. Das Rendezvousmanöver der „Atlantis“ mit der ISS fand am 09.02.2008 statt. Erstmals koppelte dabei um 17:17 UTC ein Shuttle am „Harmony“ Modul an. Rund 90 min später konnten sich die Mannschaften beider Raumschiffe begrüßen. Eine ihrer ersten Aufgaben war es, zur Vorbereitung der geplanten drei Außenbordmanöver Ausrüstungsgegenstände in der Luftschleuse des „Quest“ Moduls zu deponieren. Doch die erste EVA mußte schon wenig später um einen Tag verschoben werden. Biomedizinische Daten des deutschen Astronauten Schlegel zeigten ungewöhnliche Werte. Daraufhin wurde der Flugplan umgestellt und Schlegel durch seinen Kollegen Love ersetzt. Dieser verließ gemeinsam mit Walheim am 11.02.2008 ab 14:13 UTC die ISS zu seinem ersten Außenbordmanöver. Gemeinsam montierten sie zunächst eine Halteeinrichtung für den Manipulatorarm am „Columbus“ Modul. Dann assisitierten sie ihren Kollegen, die das Modul aus der Nutzlastbucht heraus und zum „Harmony“ Modul herüber hoben. Nach dem Umsetzen sicherten die beiden Astronauten das neue Stationsmodul. Außerdem bereiteten Walheim und Love einen Stickstofftank auf seine Auswechselung bei der zweiten EVA vor. Nach 7:58 h waren die Astronauten zurück an Bord der ISS. Inzwischen war klar, daß Schlegel vollkommen gesund war. Daher stand seinem Einsatz bei der nächsten EVA nichts im Wege. Während er sich gemeinsam mit Walheim auf den Ausstieg vorbereitete, aktivierten seine Kollegen am 12.02.2008 die Systeme des „Columbus“ Moduls. Walheim und Schlegel tauschten am 13.02.2008 ab 14:27 UTC den praktisch leeren Stickstofftank am P1 Truss der ISS gegen ein volles Exemplar aus der Nutzlastbucht des Shuttle aus. Da die Arbeiten rasch vorankamen, konnten weitere sekundäre Aufgaben durchgeführt werden. So wurden Abdeckungen am „Columbus“ Modul angebracht und der Zustand des „Destiny“ Moduls inspiziert. Auch arbeiteten die beiden Astronauten am Station-​to-​Shuttle Power Transfer System. Diesmal dauerte die EVA 6:45 h. Nachdem die NASA die Mission aufgrund Schlegels vermeintlicher Erkrankung bereits um einen Tag verlängert hatte, genehmigte sie der Crew am 13.02.2008 einen weiteren Tag im All, um die Arbeitsbelastung zu verringern. Die Zeit bis zum nächsten Außenbordmanöver wurde hauptsächlich zum Transfer von Versorgungsgütern und Ausrüstungsgegenständen genutzt. Am 15.02.2008 stiegen um 13:07 UTC dann wieder Walheim und Love in den freien Raum aus. Sie installierten zwei Experimente, das Solar Monitoring Observatory und die European Technology Exposure Facility (EuTEF) an der Außenseite des „Columbus“ Raumlabors. Außerdem lösten sie den bei STS-​118  im August 2007 getauschten CMG Steuerkreisel (Control Moment Gyroscope) aus seiner Halterung und verstauten ihn in der Ladebucht der „Atlantis“. 7:25 h dauerte die dritte und letzte EVA der STS-​122  Mission. Vor der Rückkehr in die Luftschleuse suchten Walheim und Love an den Handgriffen des „Quest“ Moduls nach scharfen Kanten, die als Ursache für Schnitte in Frage kamen, die die Astronauten nach früheren Ausstiegen in ihren Handschuhen festgestellt hatten. Nachdem am 17.02.2008 letzte Güter zwischen den Raumschiffen ausgetauscht worden waren, schlossen sich die Luken. An Bord der „Atlantis“ war nun auch das bisherige Expedition 16 Besatzungsmitglied Daniel Tani. Seinen Platz an Bord der ISS hatte der Franzose Eyharts eingenommen. Nach dem Abdocken am 18.02.2008 um 09:24 UTC umflog die „Atlantis“ die ISS und machte Foto– und Videoaufnahmen. Umgekehrt filmte und fotografierte die ISS Besatzung die „Atlantis“. Nach einer abschließenden Inspektion des Hitzeschildes begann die Shuttle Crew damit, die Prozeduren für die Rückkehr zur Erde abzuarbeiten. Die „Atlantis“ nahm die erste der geplanten Landegelegenheiten wahr. Am 20.02.2008 um 14:07 UTC setzte sie nach 306:22 h auf der Runway 15 des KSC auf. Wenig später stellten sich die Besatzungsmitglieder mit Ausnahme von Tani, der nach 2.878:28 h im All noch etwas wacklig auf den Beinen war, für das traditionelle Abschlußfoto vor dem Shuttle auf.