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Start der H-IIA mit WINDS
WINDS während einer Testkampagne

Unter dem Projektnamen WINDS (Wideband InterNetworking engineering test and Demonstration Satellite) hatte die japanische JAXA die Entwicklung eines innovativen Kommunikationssatelliten vorangetrieben. Ziel war es, die Eignung eines Ka-​Band Satelliten für die Versorgung entlegener Regionen Japans und Südostasiens mit Hochgeschwindigkeits-​Internet zu verifizieren. Mit einer 45 cm Antenne, wie sie in Japan auch zum Fernsehempfang üblich war, hoffte man den Haushalten eine Downloadgeschwindigkeit von 155 Mbps und einen Upload von immerhin noch 6 Mbps ermöglichen zu können. Firmen und Büros sollten mit 120 cm Antennen sogar auf 1,2 Gbps im Download kommen. Dazu verfügte der Satellit über zwei sogenannte MBA (Multi-​Beam Antennae), die mit zwölf Sendekeulen Japan und mit weiteren sieben die asiatisch-​pazifische Region abdeckten. Der Ende 2007 auf den Namen „Kizuna“ getaufte Satellit wurde am 23.02.2008 mit einer H-​IIA Mod. 2024  von Tanegashima gestartet. Ohne Probleme erreichte der Satellit seine geostationäre Zielbahn, wo er über 143° Ost stationiert wurde. Zur Freude der Wissenschaftler von JAXA und NICT (National Institute of Information and Communications Technology) bestätigte der Satellit bereits in der Testphase die projektierten Leistungscharakteristika. Exakt die angenommene Bandbreite konnte erreicht werden. Trotz überzeugender Ergebnisse vermochte es aber auch „Kizuna“ nicht, dem satellitengestützten Internet zum Durchbruch zu verhelfen. Der enorm steigende Bandbreitenbedarf ließ sich absehbar mit dieser Technologie nicht abdecken. Unter den teils komplizierten geographischen Verhältnissen erwies sich der Satellit aber als willkommene Ergänzung. Das bestätigten auch die zahlreichen in die Experimente eingebundenen Unternehmen. Auch überzeugten die Kommunikationsexperimente mit mobilen Einheiten, insbesondere Flugzeugen und Schiffen. Von gewaltigem Nutzen war „Kizuna“ jedoch vor allem nach dem verheerenden Erdbeben vom 11.03.2011 , als es einem Team des NICT gelang, nur 24 Stunden nach der Anforderung eine Notfallverbindung in die Region herzustellen, über die Video– und Telefonkonferenzen zur Planung der Hilfsmaßnahmen stattfinden konnten. Zur Freude seiner Erbauer übertraf „Kizuna“ die projektierte Lebensdauer von fünf Jahren deutlich. Tatsächlich barg der immer wieder verlängerte Betrieb aber auch ein Risiko in sich. Das zeigte sich, als im Februar 2019 plötzlich die Kontrolle über den Satelliten verloren ging. Nach zweiwöchigen vergeblichen Bemühungen um den Satelliten wurden am 27.02.2019 die Kommandos zur Deaktivierung der Sender und Passivierung der Batterien gesendet. Wobei unklar blieb, inwieweit alle Maßnahmen umgesetzt werden konnten. Denn zumindest die Anhebung auf einen „Friedhofsorbit“ hatte sich als unmöglich erwiesen, so daß „Kizuna“ nun unkontrolliert durch den geosynchronen Orbit driftete und fortan eine Gefahr für andere geostationäre Satelliten darstellte.