Address:
Start von Eutelsat W2A
Eutelsat W2A auf der Bris-M Stufe

Im September 2006 gab der Satellitenbetreiber EUTELSAT bekannt, daß man Alcatel Alenia Space mit dem Design und Bau eines neuen Kommunikationssatelliten beauftragt hatte. Vorgesehen war eine kombinierter Ku– und C-​Band Nutzlast zur Ausstrahlung von Video-​, Breitband– und Telekommunikationsdiensten über Europa, Afrika und den Mittleren Osten. Noch keine endgültige Entscheidung wurde zunächst über die Integration einer innovativen S-​Band Nutzlast getroffen, die dafür vorgesehen war, Multimedia-​Angebote (u.a. auch TV– und Radioprogramme) an mobile Nutzer abzustrahlen. Alcatel erhielt zunächst einen Entwicklungsauftrag für das S-​Band Paket, während EUTELSAT noch die Marktaussichten eines solchen Angebots prüfte und sich um eine Lizenz bemühte. Als der Satellit schließlich pünktlich im ersten Quartal 2009 ausgeliefert wurde, war auf dem Spacebus-​4000C4  Satellitenbus neben 46 Ku-​Band und 10 C-​Band Transpondern auch das S-​Band Paket installiert. Bis zu 37 Ku-​Band Transponder versorgten Europa, Afrika und den Mittleren Osten, während bis zu 12 Ku-​Band Transponder eine weitere Sendekeule über dem südlichen Afrika und dem Indischen Ozean speisten. Die C-​Band Transponder hingegen deckten ganz Afrika ab und verbesserten dort die Breitband– und Telekommunikationsangebote. Zur Vermarktung der S-​Band Angebote hatte EUTELSAT unterdessen gemeinsam mit dem Satellitenoperator SES das Gemeinschaftsunternehmen Solaris Mobile gegründet. Eutelsat W2 A wurde am 03.04.2009 erfolgreich mit einer Phase II Proton-​M 8K82KM mit Bris-​M 14S43  Oberstufe von Baikonur gestartet. Es war der 50. kommerzielle Start im Auftrag des Anbieters International Launch Services. Der Satellit erreichte planmäßig seine geostationäre Position über 10° Ost. Doch bei den Tests zeigten sich unerwartete Probleme mit der S-​Band Nutzlast. Weder die Abdeckung noch die Signalstärke entsprach den Berechnungen. Ursächlich waren offenbar Probleme mit der 12 m Antenne des US Herstellers Harris. Diese war zwar am 09.04.2009 planmäßig entfaltet worden, schien aber wohl verformt zu sein. Jedenfalls konnte der kommerzielle Betrieb nur eingeschränkt aufgenommen werden. Dies war sehr ärgerlich, hatte Solaris Mobile sich doch im Wettbewerb um eine europaweite Sendelizenz gegen die Mitbewerber TerreStar Networks und ICO Global Communications durchgesetzt. Geplant war die Ausstrahlung von TV– und Radioprogrammen an Smartphones nach dem DVB-​SH Standard. Nun drohte der Verlust des scheinbar so gewinnträchtigen Vertrags. Rasch zeigte sich aber, daß es kundenseitig ohnehin kaum Interesse an dem neuen Angebot gab. Und die Finanzkrise trug auch nicht eben zum Erfolg des Projekts bei. Zwar erhielt Solaris Mobile im Juli 2009 eine Kompensationszahlung in Höhe von 130 Mio. $ von seinen Versicherern. Doch mußte man sich nach neuen Adressaten für die S-​Band Angebote umsehen. Hoffnungen setzte man dabei auf die Autoindustrie, wo über die Einführung von Radios mit Internetanschluß nachgedacht wurde. Die allgemeine Wirtschaftskrise und insbesondere die drastisch sinkenden Auto Absatzzahlen torpedierten aber auch diese Idee. Daher konnte nur ein eingeschränkter Sendebtrieb aufrechterhalten werden. Pläne für den Mitflug einer neuen S-​Band Nutzlast auf einem anderen Satelliten wurden ebenfalls nicht realisiert. Im Frühjahr 2012 wurde Eutelsat W2 A entsprechend des neu eingeführten Namensschemas in Eutelsat 10 A umbenannt. Zum Jahreswechsel 2013/14 verkauften die beiden Solaris Mobile Partner EUTELSAT und SES das Unternehmen an die EchoStar Corp. Deren Tochter EchoStar Mobile Ltd. setzte die Zusammenarbeit mit der EU fort. Doch der Erfolg des DVB-​SH Projekts blieb weiter aus.