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NOAA-N′ auf dem Nutzlastadapter
Foto aus dem Untersuchungsbericht zum NOAA-N Prime Unfall

Eines der ältesten zivilen Raumfahrtprogramme der USA wurde am 06.02.2009 nach fast 50 Jahren mit dem Start des Satelliten NOAA-​N (sprich NOAA-​N Prime) zum Abschluß gebracht. 1960 hatte die NASA den ersten meteorologischen Satelliten des TIROS Programms (Television Infrared Observation Satellite) gestartet. Seitdem waren immer neue Generation von meteorologischen Satelliten auf polare und sonnensynchrone Bahnen befördert worden. NOAA-​N′, wie der jüngste Prototyp hieß, würde ein Einzelexemplar bleiben. Denn längst war die Ablösung des zivilen, von NASA und NOAA betriebenen Programms ebenso beschlossen, wie die des militärischen DMSP Systems. 1994 war dazu das NPOESS (National Polar-​orbiting Operational Environmental Satellite System) initiiert worden. Doch dieses geriet schon bald in technische und finanzielle Schwierigkeiten, die den ersten Start auf frühestens 2013 verzögerten. Daher wurde als Überbrückung das NPOESS Preparatory Project ins Leben gerufen. Ausgehend vom bewährten Satellitenbus der letzten NOAA und DMSP Satelliten wurde ein Satellit mit einigen der neuen Sensoren aus dem NPOESS bestückt. Zur Instrumentierung zählten: das Advanced Very High Resolution Radiometer (AVHRR/3), der High Resolution Infrared Radiation Sounder (HIRS/4), die Advanced Microwave Sounding Unit (AMSU-​A), das Solar Backscatter Ultraviolet Spectral Radiometer (SBUV/2), der Microwave Humidity Sounder (MHS), der Space Environment Monitor (SEM-​2) und das Advanced Data Collecting System (ADCS). Dazu kam ein Search and Rescue (SAR) Paket. Doch um ein Haar hätte es der Satellit nicht ins All geschafft. Am 06.09.2003 stürzte er beim Hersteller Lockheed Martin aus einer Vorrichtung auf den Hallenboden und nahm schweren Schaden. Techniker einer anderen Schicht hatten Sicherheitsbolzen entfernt, die sie für einen anderen im Bau befindlichen Satelliten brauchten. NOAA-​N mußte jedenfalls aufwendig zerlegt, beschädigte Teile ausgetauscht und das gesamte System neu flugqualifiziert werden. Ein Millionen Dollar teures Unterfangen. Glücklicherweise lieferten die Instrumente auf den älteren aktiven NOAA Satelliten noch Daten in guter Qualität, so daß sich aus den Verzögerungen bei der Fertigstellung von NOAA-​N′ Prime keine Lücke im meteorologischen System ergab. Endlich, Anfang Februar 2009, stand die die Delta 7320 mit dem Satelliten startklar auf der Vandenberg AFB bereit. Doch der erste Startversuch mußte abgebrochen werden, als während des Countdowns am 04.02.2009 ein Problem mit dem Stickstoff-​Druckgassystem des Startkomplexes auftrat. Am nächsten Tag versagte das Klimagerät, das bis kurz vor dem Start für konstante Temperaturen innerhalb der Nutzlastverkleidung sorgen sollte. Am 06.02.2009 war die Wetterprognose eigentlich sehr ungünstig, doch eben noch rechtzeitig vor dem Offnen des Startfensters gingen die Windgeschwindigkeiten in der Hochatmosphäre auf ein zulässiges Niveau zurück. Pünktlich hob die Rakete ab und beförderte ihre Nutzlast, die als NOAA 19 ins meteorologische System der USA integriert wurde, auf den vorgesehenen Orbit. Trotz einiger Probleme mit einem Teil der Instrumente lieferte der Satellit fortan wertvolle meteorologische Daten.