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die Taurus-3110 mit OCO
OCO vor dem Start

Neun Jahre Vorbereitungszeit lagen hinter den Wissenschaftlern der NASA, die am 24.02.2009 dem Start der fünften Mission aus dem ESSP (Earth System Science Pathfinder) Programm beiwohnten. 273 Mio. $ hatte die Entwicklung des OCO Satelliten (Orbiting Carbon Observatory) und seines einzigen wissenschaftlichen Instruments, eines speziellen 3-​Kanal-​Spektrometers, gekostet. Als Ende 2008 die Startvorbereitungen in Vandenberg begannen, hoffte man auf einen Start gegen Ende Januar 2009. Doch zusätzliche Überprüfungen der Taurus-3110 verzögerten das Unternehmen um rund einen Monat. Schließlich machten kleinere technische Probleme nochmals eine 24-​stündige Verschiebung des Starttermins auf den 24.02.2009 erforderlich. Doch eigentlich war jedermann zuversichtlich, daß die Taurus Rakete auch ihren ersten Einsatz für die NASA erfolgreich absolvieren würde. Schließlich flog diese, wenn auch in anderen Versionen, bereits seit 15 Jahren erfolgreich für das Militär. OCO sollte sich in den „A-​Train“ einreihen, eine Formation von Satelliten, die auf genau aufeinander abgestimmten Bahnen eine koordinierte Mission u.a. im Dienste der Klimaforschung unternahmen. Speziell OCO war dazu gedacht, Informationen über das atmosphärische CO zu liefern, in dem die Wissenschaftler den bedeutendsten anthropogenen Antriebsfaktor für den Klimawandel sehen. Dennoch wußte man bisher nicht viel über natürliche und anthropogene CO–Quellen und –Senken. Zu lückenhaft waren die bodengestützten Messungen. OCO sollte nun erstmals hoch aufgelöste globale Karten der Kohlendioxid-​Konzentrationen erstellen helfen. Doch die für das Verständnis des Klimageschehens so wichtige Mission scheiterte bereits wenige Minuten nach dem Start, als sich die Nutzlastverkleidung nicht planmäßig löste. Mit dem zusätzlichen Gewicht erreichte die letzte Stufe der Rakete nicht die notwendige Geschwindigkeit und stürzte mit dem Satelliten vermutlich in der Nähe der Antarktis ab.
Der Fehlstart war in vielfacher Hinsicht ein Rückschlag. Wertvolle wissenschaftliche Daten, die möglicherweise neue Einsichten in die Einflüsse des Menschen auf die Klimaveränderungen erbracht hätten, blieben aus. Immerhin konnten sich die Wissenschaftler trösten, daß wenige Tage zuvor der japanische Satellit „Ibuki“ seine Bahn erreicht hatte, der teils komplementäre Messungen unternehmen konnte. Für den Hersteller von Rakete und Satellit, die Orbital Sciences Corporation, war der Fehlstart ebenfalls sehr kontraproduktiv, hatte man doch nach sieben Missionen für andere Kunden endlich die Zertifizierung der NASA erhalten, um für den Start ihrer Wissenschaftsmissionen Berücksichtigung zu finden. Tatsächlich sollte sich dieser Fehlstart aber erst als Beginn einer ernsten Krise erweisen. Zunächst trat der seltene Fall ein, daß die Ursache für die mißlungene Abtrennung der Nutzlastverkleidung nicht eindeutig gefunden werden konnte. Die Experten konnten die Liste der möglichen Szenarien lediglich auf vier verschiedene Ansätze reduzieren. Entsprechend allgemein blieben ihre Empfehlungen. Und dann wiederholten sich beim nächsten Start einer Taurus-​XL die Ereignisse praktisch 1:1. Das führte praktisch zur Einstellung des Taurus-​Programms. Die OSC hoffte allerdings auf einen Neustart, nun jedoch unter dem Namen Minotaur-​C.