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JAXA Forschungssatellit „Ibuki“
die Oberstufe des H-IIA F15 Starts mit den sekundären Nutzlasten
STARS („Kukai“) der Kagawa University
der „Hitomi“ Satellit für das Pico-satellite for Remote-sensing and Innovative Space Missions Experiment
Sprite-Sat („Raijin“) der Tohoku University
„Kagayaki“

Einen Satelliten zur Sammlung von Daten zum Klimawandel und zur Überwachung des Ausstoßes von Treibhausgasen startete die japanische Raumfahrtorganisation JAXA am 23.01.2009 vom Raumfahrtzentrum Tanegashima. Der Start war ursprünglich bereits zwei Tage früher geplant gewesen, doch eine aufziehende Schlechtwetterfront ließ eine Verschiebung ratsam erscheinen. GOSAT (Greenhouse Gases Observing Satellite) bzw. „Ibuki“, wie der Satellit nach seinem erfolgreichen Start genannt wurde, verfügte über zwei Hauptinstrumente. Eines detektierte die Infrarotstrahlung der Sonne, die von der Erdoberfläche oder der Atmosphäre reflektiert wird. Aus diesen Messungen ließ sich die Dichte der Treibhausgase ableiten. Der zweite Sensor beobachtete Wolken und Schwebstoffe, die verfälschend auf die Meßergebnisse des anderen Sensors wirken konnten. Die JAXA hoffte während einer 5-​jährigen Mission mit dem Satelliten erstmals wirklich globale Informationen zu den Emissionen von Treibstoffgasen zu erhalten, einschließlich des vieldiskutierten Anteils der Entwicklungsländer an diesem Problem. Mit den Daten sollte eine präzisere Bestimmung der Kohlendioxid– und Methandichte in der Atmosphäre möglich werden. Die Nutzlastkapazität der H-IIA Mod. 202 ließ die Mitnahme einer Auswahl von sekundären Nutzlasten zu. Ausgewählt wurden schließlich SDS 1 (Small Demonstration Satellite), ebenfalls ein JAXA Projekt, Sprite-​Sat („Raijin“) von der Tohoku University, SOHLA 1 („Maido“) von der Space Oriented Higashiosaka Leading Association, TSP 1 alias SorunSat („Kagayaki“), ein Gemeinschaftsprojekt der Sorun Corporation und der Tokai University, KKS 1 („Kiseki“) vom Tokyo Metropolitan College of Industrial Technology, STARS 1 („Kukai“) von der Kagawa University und schließlich PRISM („Hitomi“), ein Experiment der University of Tokyo. Die Satelliten mit einem Gewicht zwischen 3 und 100 kg wurden auf dem Nutzlastadapter der letzten Raketenstufe montiert und nach dem Absetzen der Hauptnutzlast auf ähnlichen sonnensynchronen Bahnen in knapp 670 km Höhe ausgesetzt. So vielfältig wie die Herkunft der Satelliten war ihre Aufgabenstellung. SDS 1 war ein Technologiedemonstrator der JAXA, mit dem diese die Entwicklung eines standardisierten kleinen Satellitenbusses für diverse Anwendungen vorantreiben wollte. „Raijin“ hingegen sollte das Phänomen der „Sprites“, Lichteffekten in der Hochatmosphäre, erforschen. Nach dem Ausfahren einer Antenne brach am 04.02.2009 aber jeder Funkkontakt zu dem Satelliten ab. „Maido“ stammte von einer Gruppe kleiner und mittelständischer Unternehmen, die mit dem Projekt Erfahrungen im Hinblick auf den möglichen späteren Bau eines größeren Mehrzwecksatelliten sammeln wollte. Der Demonstrator diente bereits der Beobachtung von Gewitterstürmen aus dem All. „Kagayaki“ war ebenfalls eine technologische Mission. Der 30 cm Kubus fuhr im Orbit einen Ausleger zur Gravitationsgradienten-​Stabilisierung und ein „Segel“ aus. Seine Instrumentierung sollte die Beobachtung von Polarlichtern und die Registrierung von Mikropartikeln ermöglichen. Daneben trug der Satellit auch die Botschaften behinderter Kinder ins All. Leider konnte nach dem Aussetzen kein Funkkontakt zu „Kagayaki“ aufgebaut werden. „Kiseki“ war als angewandtes Projekt von Studenten einer Technischen Fachhochschule entstanden. Der nur 3 kg schwere Satellit verfügte über eine 3-​Achsen-​Stabilisierung, Mikrotriebwerke und eine CCD-​Kamera für Erdaufnahmen. Nach dem Start zeigten sich jedoch Probleme mit der Computersteuerung. Zudem war offenbar die thermische Isolierung des Satelliten ungenügend, jedenfalls fiel die Temperatur in seinem Inneren auf einen so niedrigen Wert, daß die Batteriekapazität unter den zum Betrieb des Senders notwendigen Wert sank. „Kukai“ wiederum war eine technologische Experimentalplattform für Versuche mit zwei Fesselsatelliten. Das Verhalten des Gespanns während des Ausrollens der Trosse sollte gefilmt werden. Die Studenten wollten Erfahrungen zum Verhalten eines solchen Systems sammeln. Interessant war auch der Versuch, zwischen Muttersatellit („Ku“) und Tochtersatellit („Kai“) über das Bluetooth Protokoll zu kommunizieren. Das Ausrollen der Trosse konnte jedoch zunächst nicht initiiert werden. Später konnten zwar einige Dezimeter abgespult werden, danach geriet das Gespann jedoch wiederholt außer Kontrolle, waraufhin die Versuche eingestellt werden mußten. „Hitomi“ schließlich war ein erster Versuch, einen Nano-​Satelliten für eine praktische Mission nutzbar zu machen. Der Satellit war unter Verwendung handelsüblicher Komponenten gebaut worden und verfügte über ein komplexes optisches System an einer ausfahrbaren Konstruktion. Die erhoffte Bodenauflösung der Kamera lag damit bei 10 bis 30 m. Lediglich zu „Maido“ und „Hitomi“ konnte über einen längeren Zeitraum nach dem Start der Funkkontakt aufrecht erhalten werden. Und natürlich zu „Ibuki“, der auch jenseits der projektierten fünf Jahre noch wertvolle wissenschaftliche Daten lieferte. Im Jahr 2013 wurde daher eine, für 2018 geplante, Nachfolgemission genehmigt. Tatsächlich lieferte „Ibuki“ aber auch nach dem Start des Nachfolgers im Oktober 2018 noch wertvolle wissenschaftliche Daten, so daß nun zwei Satelliten betrieben wurden.